Unser Blog aus Liuku, Yunnan, China

Fr

16

Aug

2013

Juli und August in 3 Minuten (Dominik)

Manche könnten vielleicht meinen, wir wären mit der Zeit faul geworden. Was das Schreiben von Blogartikeln betrifft ist das auch durchaus richtig, wenn man allerdings glaubt, dass wir nur faul zu Hause rumgechillt haben, liegt man falsch.

Ich zum Beispiel machte mich mit Valeska auf nach Peking, um dort ein paar Freunde zu besuchen und legten insgesamt 2000km durch Nordchina zurück. Wir besuchten die Millionenstädte Peking, Tianjin, Xi'an und Lanzhou, die Große Mauer, den steilsten Berg Chinas (Hua Shan), die Terrakotta-Armee, die fantastische Stadt Pingyao und Wüstenlandschaften um den Gelben Fluss herum.

Die Zeit in Peking verbrachten wir mit Bruce, einem Chinesen, der uns in Liuku kennengelernt hatte und in Peking (oder Beijing) wohnt, weswegen wir den perfekten Tourguide hatten. Außerdem befand sich Shiyu, die ein Jahr zusammen mit mir und Valeska in einer Klasse in Deutschland war, ebenfalls in Beijing und gemeinsam reisten wir den Großteil der Strecke nach Lanzhou, wo ihre Familie lebt und wir auch ein gewisses Schüleraustauschsgefühl erleben konnten.

Zur selben Zeit begann in Liuku die Sommerschule für die Streetkids, die bereits zur Schule gehen, aber auch für die Kinder, die wir dieses Jahr gerne zur Schule schicken möchten. Da die meisten Kinder aber nur wenig Chinesisch können, mussten wir dafür sorgen, dass die Kinder in ihrer Freizeit Chinesisch lernen, damit der Grundschulleiter sich dazu bereit erklärt, die Kinder aufzunehmen. Da er sich dabei allerdings strafbar macht, weil die Kinder keine Geburtsurkunden haben, sind wir auf sein Wohlwollen angewiesen. Ganze vier Wochen lang organisierten wir also Chinesischunterricht für die Kinder und sorgten in den Pausen dafür, dass die fast 40 Kinder nicht die Grundschule in Schutt und Asche legen und dass die Chinesischlehrer sich kurz entspannen können.

Ribanas Eltern hatten sich außerdem angekündigt und deswegen ließen Ribana und ich Liuku für eine Woche hinter uns, um nach Lijiang zu fahren, eine der schönsten Städte Chinas. Von dort aus ging es in die Tigersprungschlucht, die, je nach Messmethode, die tiefste Schlucht der Erde ist. Zum Abschluss ging es nach Shangrila, einem tibetischen Ort in 3200 Metern Höhe, wo alles ganz anders läuft, als im restlichen China.

Stressig war die gesamte Zeit auch durch Unibewerbungen und die Frage, wie es nach dem Auslandsjahr weitergeht. Zusätzlich verließen fast täglich Freiwillige Nujiang und wir feierten fast täglich irgendeine Abschiedsfeier.

Auch die nächsten Freiwilligen lernten wir per Skype bereits kennen und spätestens dann war auch jedem klar, dass man Platz für die nächsten machen muss.

Ärger und Sorgen bezüglich des nächsten Jahrgangs gibt es auch schon genug, denn die chinesische Regierung stellte sich mal wieder mehr als quer und nach Fugong dürfen nächstes Jahr keine Freiwilligen, weswegen 10 von den 33 Neuen nach Dali ausweichen müssen.

 

Das ganze gibt es vielleicht bals auch ausführlich nachzulesen, aber momentan ist es uns kaum möglich, irgendetwas auf den Blog zu stellen. Erst zerlegten Stromnetzstörungen meinen Laptop-Akku, kurz darauf starb mein Laptop-Stromkabel und zuletzt auch noch der Rooter für das Internet. Im Internetcafe werden momentan sämtliche deutschen Seiten nicht angezeigt und da quasi alle Freiwilligen aus Liuku verschwunden sind, fallen auch Internetbesuche bei unseren Freunden aus. In genau 16 Tagen werden wir allerdings wieder in Deutschland sein und alles nachholen, vor allem Bilder werden dann noch folgen!

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Mi

10

Jul

2013

Kunming - aus Sicht der Reichen (Ribana)

Der Freund eines Freundes hatte uns nach Kunming eingeladen, wir wussten bereits, dass er viel Geld haben soll, weil er bei der Regierung arbeitet, und so war es dann auch. Vom Bahnhof hat er uns mit seinem Audi abgeholt, auf den er sehr stolz war, und zu einem Restaurant gefahren, um uns seinen Kollegen und Freunden vorzustellen. Es waren sehr viele Kollegen, die wohl alle Regierungsmitarbeiter oder Leiter irgendwelcher wichtigen Unternehmen waren (da kein Übersetzter dabei war haben wir nicht genau verstanden, wer sie waren, nur, dass sie in Kunming wichtige Personen sind).
Das Restaurant war sicher das teuerste, in dem wir in China bis jetzt waren, von Jakobsmuscheln über Sushi bis hin zu frittierten Insekten war alles dabei.
Schon während dem Essen mussten wir die ganze Zeit mit allen Leuten anstoßen, und nach dem Essen gingen wir zum KTV (Karaoke-Bar) im besten Hotel der Stadt, um dort noch mehr zu trinken.
Dort bekam jeder Mann eine Prostituierte zugeteilt, die dann mit uns zusammen den Abend im KTV verbrachten (eine davon konnte wirklich gut singen!). Als wir irgendwann müde und genervt von den besoffenen Regierungsleuten waren, entschuldigten wir uns und wir wurden zu einem Hotelzimmer in diesem Luxushotel geführt. Am nächsten morgen besichtigten wir den wunderschönen Park, der direkt vor dem Hotel lag.

Am nächsten Tag brachte ich Domi noch zum Flughafen, da er nach Peking flog um eine Freundin zu besuchen. Abends gingen wir wieder mit vielen „wichtigen“ Leuten essen, die alle sehr interessiert daran waren, was ich über Deutschland zu erzählen hatten (wobei ihr Hauptinteresse eindeutig deutsche Autos waren) und sich sehr gerne beibringen ließen, wie man auf deutsch „Prost“ sagt. Natürlich klang es bei allen mehr nach „Pos te“, aber den Unterschied bemerkte außer mir niemand.

meine "chinesische Mama" und ich...und eine Kürbisstatue
meine "chinesische Mama" und ich...und eine Kürbisstatue

Meine "chinesische Mama"
Bei diesem Essen lernte ich eine nette Frau kennen, die mich fragte, ob ich denn eine chinesische Mama hätte, und mir dann anbot, das sie das doch für mich seien könnte. Da ich sowieso keine Lust mehr hatte, noch mehr Zeit mit dem unhöflichen Mann zu verbringen, der uns ursprünglich eingeladen hatte, ließ ich mich gern von ihr zu sich nach Hause einladen.
So kam es, dass ich 2 Tage bei ihr und ihrem Mann wohnte, sozusagen als „Gast-Kind“. Da beide überhaupt kein Englisch konnten, musste ich zwangsläufig viel Chinesisch sprechen, woran ich mich aber schnell gewöhnt hatte. Ich verstand zwar nicht immer, was sie mich fragten, aber ein Gespräch war doch gut möglich. Wir besuchten zusammen einen Park, wo sie viele, viele Fotos mit mir machten, abends schauten wir zusammen Fernsehen, meine „chinesische Mutter“ brachte mir einen Tanz bei und es gab noch Mal ein Essen mit „wichtigen Leuten“, wo wieder viel über deutsche Autos geredet wurde. Ein Mann legte ganz besonderen Wert darauf mir mitzuteilen, ich solle in Kunming eine Mercedes-Filiale eröffnen.

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Di

25

Jun

2013

Kleiderverteilung im Dulongtal

Die 1,34 Mrd Menschen in China gehören "offiziell" zu 56 verschiedenen Völkern. Das größte davon ist das Han-Volk, zu dem circa 92% der Chinesen gehören. Außerdem gehören dazu: die Koreaner, die Mongolen, die Uiguren, die Kasachen, die Vietnamesen, die Tibeter... In Yunnan lebt insgesamt die Hälfte dieser 56 Völker, die z.T. auch nur wenige Tausend Menschen zählen. Die Lisu mit ihren 500.000 sind also längst nicht die kleinste Gruppe. Eine Untergruppe der Tibeter sind die Nu, die in etwa 27.000 Menschen stark sind. Eine Untergruppe der Nu sind die Dulong, welche nur aus 7.000 Leuten bestehen. Davon leben 6.000 im Dulongtal, einer der abgeschiedensten Orte der Welt. Wir haben aus Erzählugen gehört, dass erst seit 20 Jahren in etwa eine Straße ins Dulongtal führt. Der Haken daran: Die Straße führt über einen Pass auf 3500 Metern Höhe und da liegt über einen langen Zeitraum eine dicke Schicht Schnee.

Schüler aus dem Tal, die im restlichen Nujiang zur Schule gehen, wie z.B. auf meine Schule, können daher in den langen WInterferien nicht mal nach Hause fahren. Im nächsten Jahr wird allerdings wahrscheinlich der Tunnel eröffnet, sodass das Tal nicht in einen halbjährigen Winterschlaf verfällt.

Die Dulong besitzen ihre eigene Sprache, von der es allerdings keine Schrift gibt und tragen ihre eigenen Trachten, die sich durch viele knallbunte Streifen und Blumen auszeichnen. Eine ganz besondere Tradition der Dulong war, alle Mädchen bereits im Kindesalter (teilweise schon mit 5 oder auch erst mit 12 Jahren) im Gesicht zu tätowieren, um sie "hässlich" zu machen, denn hässliche Frauen werden einfach nicht so oft von tibetischen Reitern geklaut, wie hübsche... Heute ist dieser Brauch fast ausgestorben und die wenigen alten Frauen, die noch tätowiert sind, leben sehr zurückgezogen und mögen es nicht, angesehen oder sogar fotografiert zu werden.

Im Dulongtal leben die 6.000 Menschen auf einer riesigen Fläche verteilt und sind teilweise bitterarm. Strom gibt es nur in den größeren Orten (vllt. 20 oder 30 Häuser) und das Handynetz ist auch eher sporadisch ausgebaut. Insgesamt gibt es wohl 3 Grundschulen und die Freiwilligen aus Gongshan haben eine von ihnen bereits besucht und eine Kleiderverteilung versprochen. Da noch 2 Plätze im Bus frei waren und Ribana und ich nichts besseres zu tun hatten, fuhren wir mit. An ersten Tag gings also ins 7 Stunden entfernte Gongshan und nach einem Tag Pause, an dem wir Helen, Flansch, Nina und Nadja beim Unterrichten halfen, fuhren wir weitere 4 Stunden und erreichten Kongdang, den Hauptort der Dulong.

Die Landschaft auf dem Hinweg war schon einzigartig und erinnerte eher an die schottischen Highlands als an das restliche Nujiang-Tal. Im Tal selbst zieht schlängeln sich türkis- bis jadefarbene Flüsse zwischen mit Dschungel bewachsenen Bergen hindurch.

Als wir in der Schule ankamen, wurden wir zuerst von den Lehrern begrüßt und es ging zum Mittagessen. Um 12 Uhr wurde die erste Dose Bier aufgemacht und da wir müde von der Fahrt waren und es brütend heiß war, freuten wir uns nicht besonders, als die Lehrer nacheinander unsere Dosen überprüften, ob wir denn auch wirklich etwas getrunken hatten. Ich für meinen Tal brauchte nach 3 Dosen erst einmal eine Pause und wir legten die Kleiderverteilung auf den Abend.

Vor der Verteilung stand allerdings noch das gemeinsame Essen mit der kompletten Schulleitung und ein paar weiterer Lehrer an und natürlich war bei dem trinkbegeisterten Völkchen das eine oder andere Kistchen Bier dabei. Wir saßen an 2 Tischen und bei chinesischen Essen läuft das Ganze so ab, dass man nie alleine Bier trinkt, sondern immer mit jemandem anstoßen muss. Dafür hat man kleine Gläser, in die vielleicht 4cl hineingehen, denn man vertraute uns nicht mehr, da wir für unsere blickfesten Dosen zu lange gebraucht hatte.. An unserem Tisch stieß man auf eine schöne gemeinsame Zeit an, als Dankeschön für unser Kommen, als man sich den Namen des anderen gemerkt hatte, wenn man rausfindet, dass man an der Schule unterrichtet, auf der sein Gegenüber seinen Abschluss gemacht hat (dann sogar 3 Becher), auf irgendwen, den beide kennen, einfach nur mal so, aus Langeweile und weil man schon lange nicht mehr angestoßen hat. Vom Nachbartisch kommt jeder der Gastgeber mindestens 3 Mal vorbei, um mit jedem am Tisch einmal anzustoßen und bei besonderen Leuten auch mehrere Gläser direkt nacheinander.

Das Hauptproblem ist beim schnellen Trinken die Kohlensäure, sodass es hier und da ganz schön peinlich werden kann, besonders dann, wenn man selbst zum Nachbartisch geht und bereits beim 9ten Glas angekommen ist. "Ungewollt stark angeheitert" machten wir uns direkt nach dem Essen an die Verteilung.

Die 300 Schüler der Schule waren durchaus bedürftig, zumal wer auch immer im Tal lebt, nicht besonders viel Geld verdienen kann, da es dort einfach buchstäblich nichts gibt. Wir trugen mit den Schülern die Kleiderkisten auf den Basketballplatz und die Lehrer stellten zwei Tischtennisplatten auf, die als Tische dienten. Nun ließen wir nacheinander die verschiedenen Klassenstufen kommen und wir suchten im Idealfall für jeden Schüler eine Hose, ein dünnes und ein dickes Oberteil aus. Ich war besonders dafür zuständig, Fotos zu machen und half zwischenzeitlich bei den Mädchen mit. Ribana verteilte Mädchenhosen. Obwohl die Kinder ziemlich jung und auch arm sind, heißt das nicht, dass sie nicht wählerisch sind und nur die schönsten Klamotten haben wollen. Deswegen wechselte ich zu den Jungs und wurde den einen oder anderen Pullover los, da ich den Jungs glaubhaft vermitteln konnte, dass der Pulli wirklich gut aussieht. Ein paar chinesische Lehrer halfen auch und diese fragten nie, ob den Kindern die Sachen gefallen. Bei ihnen galt: Was passt, wird auch genommen! Hier und da tauschten wir jedoch einzelne Kleidungsstücke aus, wenn ein Mädchen absolut schwer enttäuscht war.

Eine weitere Tücke stellte dar, ob man jetzt wirklich einen Jungen oder ein Mädchen vor sich hatte, denn im Kampf gegen Kopfläuse und im Zuge von mehr Hygiene hatten viele Kinder millimeterkurze Haare und das Geschlecht war dann nicht immer so ganz eindeutig, sodass sogar chinesische Lehrer teilweise fragten, ob ein Kind männlich oder weiblich sei, was wiederum zu weiteren beleidigten Kindern führte. Spätestens bei den Sechstklässlern, welche chinaweit auf die Grundschule gehen, wurden die Klamotten knapp und wir konnten nicht alle Kinder versorgen. Da der Bus jedoch randvoll war, ließ sich das auch schlecht vermeiden. Trotzdem haben in etwa 250 Schüler etwas abbekommen und trotz mancher Schwierigkeiten während der Verteilung waren die Kinder hinterher überglücklich. Sie begrüßten uns jedes Mal, wenn wir an ihnen vorbeigingen, mit "Danke, Onkel!" und "Danke, Tante!". Am späten Abend saßen wir noch gemeinsam im Zimmer einer wahnsinnig netten Englischlehrerin, die uns bei allem half. Wir sangen gemeinsam Lieder und schauten uns Fotos von der Verteilung an.

 

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Sa

22

Jun

2013

Aufgaben für die "Arbeitslosen"

Neben Ribana und mir sind schlagartig auch Valeska und Lennard arbeitslos geworden. Nicht, weil die Schüler Praktikum hatten, sondern weil die Laimao-Schule, die beste Schule im Nujiangtal, die Bestnoten ihrer Schüler gefährdet sah. Also waren wir nun zu viert ohne "Hauptaufgabe" und konnten uns völlig auf Projektarbeit fokussieren. Einer unserer Pläne war ein offenes Sommerfest in Liuku zu veranstalten, bei dem wir neue Kleidung sammeln können. Dafür wollten wir uns bei der Regierung eine offizielle Erlaubnis holen. Mit unserem Konzept (auf Englisch und Chinesisch) und einem Bekannten, der gut Englisch und Chinesisch spricht, machten wir uns zuerst auf zum Bildungsministerium. Dieses schickte uns zur Ausländerbehörde. Diese zurück zum Bildungsministerium... "Da waren wir aber schon!" "Oooooh, dann geht mal zum civil-affairs-Büro."

Dort kommt die erste Einschränkung, denn Ausländern in Yunnan sei es generell untersagt, Spenden zu sammeln. Wir sagen schweren Herzens zu, unseren Plan für das zu ändern, hätten unter unseren abgeänderten Antrag aber gerne einen Stempel der Behörden. Das wiederum, meinten sie, dürfe aber nur  das Bildungsministerium. Innerhalb des Ministeriums wechselten sich dieses Mal die Zuständigen und der Bildungsminister sagte uns nun endgültig ab. Die Begründung hierfür war, dass unsere Sicherheit gefährdet sei, da die chinesische Gesellschaft vielschichtig sei und man unsere Sicherheit nicht gewährleisten könne. Ein Zwischenfall könnte außerdem die deutsch-chinesischen Beziehungen verletzen.

 

Weitere Arbeitslosigkeit!

 

Unser Bekannter, der auch mit uns auf der Behörden-Irrfahrt durch Liuku dabei war, ist ein pensionierter Englischlehrer der Lushui-Yizhong und Laimao-Schule und wurde von einer "Firma" aus Ruili, der Grenzstadt zu Myanmar, angeworben. Diese Firma schickte 3 sehr sympathische junge Leute, die an den Grundschulen Werbung für eine Wochenend-Englischschule machen, die von unserem Bekannten geleitet werden soll. Diese Schule soll "The New Power" heißen. Auch wir wurden gefragt, ob wir dort unterrichten würden. Unser Gehalt würde dabei allerdings auf unser Spendenkonto fließen. Wir waren nun schon mehrfach dabei und haben auch unterrichtet, wobei das eine typische Chinesen-Veranstaltung war, wo die Kinder ein Lied für ihre Eltern einstudiert haben und ihnen hinterher gesagt wird, das Englisch der Schlüssel sei, um in die weite Welt zu kommen. Da haben die Leute meiner Meinung nach auch Recht mit, allerdings sollten sich dazu die Unterrichtsmethoden dieser Wochenendschule von denen des normalen chinesischen Englischunterrichts unterscheiden, da ansonsten die Kinder immernoch nicht lenrnen, Englisch zu sprechen. Wenn unser Bekannter unterrichtet, werden die Kinder allerdings nicht viel lernen, glaube ich. Naja, wir werden sehen. Bis jetzt macht es jedenfalls Spaß.

 

Im Streetkids-Projekt sind wir Arbeitslosen besonders oft im Slum und in Xiaoshaba an der Grundschule gewesen, um unsere Patenkinder zu begleiten, fotografieren und zu interviewen, um neue Berichte für die Paten zu schreiben.

 

Im Übrigen habe ich einen neuen Gitarrenschüler. Er wohnt in meinem Dormitory und ist Schüler der Highschool, die auf unserem Schulgelände untergebracht ist.

 

Ansonsten kann man sich seine Zeit aber auch im Freibad oder bei Volleyballturnieren vertreiben...

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Di

21

Mai

2013

Was im Mai so alles passiert ist! (Dominik)

Leider gab es aus den letzten 3 Wochen nichts so spannendes zu erzählen, dass ich dafür einen ganzen Blogartikel schreiben würde, aber die vielen kleinen Dinge zähle ich dann doch mal auf.

 

In Liuku hat sich das Wetter geändert: Sehr viel Regen, besonders früh morgens. An manchen Tagen waren es (nur) 20°. Dafür hatten wir heute den wärmsten Tag seit langem mit 36° (im Schatten!). Trotz des Regens ist das Wasser manchmal knapp und es gibt mal einen halben Tag lang kein Wasser, (auch nicht für die Klospülung,) oder nur richtig schlammbraunes.

 

Mehr Wasser bedeutet in erster Linie: mehr Insekten. Die Kakerlaken sind wieder da, die Riesenspinnen gelegentlich, Ohrwürmer mit großeren Flügelansätzen als die deutsche Version, weswegen sie sogar kleinere Strecken "durch die Luft gleiten" können. Pro Nacht kommen auch ca. 10 neue Mückenstiche hinzu, wobei seit gestern endlich wieder ein Mückennetz über dem Bett hängt.

Für eine Woche hatten wir außerdem eine "Libellen-Ameisen"-Plage. Diese riesigen Ameisen mit Libellenflügeln tauchten plötzlich zu Tausenden auf, verschonten nichts und niemandem mit ihrem nervtötenden Surren und da sie auch noch mega ungeschickt sind, flogen sie überall dagegen oder steckten irgendwo fest und surrten weiter. Dann irgendwann bissen sie sich die Flügel ab und krabbelten unschuldig weiter und hinterließen Millionen von Flügeln zurück... Dankeschön Libellenameisen!

 

Liuku wird sportlich: Nachdem an der Lushui-Yizhong ein Volleyballnetz aufgehängt wurde, spielen wir ziemlich oft Volleyball und Badminton und sobald es um kurz nach 20:00 stockdunkel wird, geht es mit Majiang (Mahjong) und chinesischem Schach weiter. Das richtige Mahjong ist übrigens ganz anders, als das, was man in Deutschland als Mahjong kennt.

 

Wir trafen 3 Israelis, mit denen wir einen interessanten Abend verbrachten und wenig später einen Deutschen, der für das Süddeutsche Zeitung Magazin als Redakteur arbeitet.

 

Wir haben Kleider an einer Grundschule gesammelt und überwältigende Mengen an Kleidung abgesahnt. Außerdem waren die verantwortlichen Lehrer dort derart nett und hilfsbereit, dass wir sicherlich nicht das letzte Mal dort waren.

 

Nach Adele hat es nun auch Lady Gaga geschafft, sich einen Platz im Pausenradio zu sichern.

 

NUN DIE HAUPTMELDUNG: Ribana und ich sind arbeitslos. Es gibt einen neuen Beschluss aus Kunming, der besagt, dass Berufsschüler ein 3-monatiges Praktikum machen müssen. Im Fall von unserer Schule bedeutet das, dass dieses Praktikum im 1200km entfernten Shenzhen bei Hongkong stattfinden wird. Uns wurde gesagt, dass insgesamt nur 6 Klassen in der Schule bleiben würden. Wir mussten uns also darauf einstellen, dass wir 8 Klassen pro Woche weniger unterrichten. Jetzt kam aber raus, dass wir scheinbar gar nicht mehr unterrichten, da diese 6 Klassen nicht unsere Klassen sind und wir wussten in unseren letzten Unterrichtsstunden quasi nicht, dass es bereits unsere Letzten waren.

Unsere Schüler sind wahnsinnig aufgeregt, weil sie nicht nur das erste Mal die Provinz verlassen, sondern auch, weil sie in die reichste Stadt Chinas fahren, die sogar am Meer liegt. Für deutsche Schüler wäre es vergleichbar mit einer Klassenfahrt nach New York.

Bei unseren zwei ältesten Klassen wurden wir auf die Abschlussfeier eingeladen und Schüler und Lehrer tranken, bis es nicht mehr ging.

 

Nachdem wir es uns in den letzten 2 Tagen im Freibad mit Schülern und anderen Lehrern gemütlich machten, (obwohl das Wasser eher nach Regentonne im Hochsommer als nach Freibad aussieht,) geht nun das Projekteprogramm wieder voll weiter. Was Ribana und ich jetzt allerdings mit unserem anderthalb-monatigem Sonderurlaub machen, wissen wir noch nicht ganz. Pläne hätten wir aber genug ;-)

 

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Fr

03

Mai

2013

Kurzurlaub in Fugong

Im Jahr gibt es 3 Zeitpunkte, an denen ganz China frei hat: am Nationalfeiertag (01.10. + eine Woche), am Frühlingsfest (ca. 2 Wochen im Januar oder Februar) und am Tag der Arbeit (01.05. + wieder eine Woche). Unsere Schule legte sich leider nur auf 3 freie Tage fest, aber 3 Tage sind genug, um Liuku zu verlassen und ins nördlich von Lushui liegende Fugong-County zu fahren. Schwer gestresst stiegen Ribana und ich mit ca. 120kg Kleidung in einen Minibus in Richtung Pihe, der ersten "Stadt" in Fugong-County, in der Micha und Tom wohnen. Quasi mitten im nirgendwo steht die Minderheiten-Mittelschule und das eigentliche Pihe ist noch weiter nördlich und besteht nur aus ein paar Häusern und Geschäften. Um halb 9 abends kamen wir im Dunkeln an und mussten mit den Säcken über den Zaun klettern. Begrüßt wurden wir von Marie, Fabia, Tom und Momme. Micha blieb drinnen bei der Gruppenleiter-Skype-Sitzung, zu der ich dann auch dazuging. Wir unterhielten uns noch lange und spielten Gesellschaftsspiele, bis wir uns schlafen legten. (Ich in dem Fall auf den bequemen Kleidersäcken.)

Am nächsten Morgen fand ein ähnliches Fest statt, wie bei uns die Woche zuvor. Die Schüler traten in Minderheitenkostümen auf und tanzten traditionelle Minderheitentänze. Micha und Tom spielten zum Abschluss "What I've done" von Linkin Park und bekamen riesigen Applaus.

Nach einer warmen(!) Dusche gingen wir noch in und um Pihe spazieren und lernten ein paar Bekannte von Micha und Tom kennen, bis wir alle weiter nach Lajiamudi fuhren, wo Fabia und Marie wohnen. Dort spielten wir gemeinsam Badminton und kochten Chinesisch.

Für den nächsten Tag war eine Wanderung auf den Mondberg (石月亮 shiyueliang) geplant. Dieser knapp 3000m hohe Berg ist berühmt für ein großes Loch in seiner Spitze, das die Chinesen "Steinmond" nennen.

Obwohl ich ziemlich erkältet war, keine Wanderschuhe dabeihatte und meine Turnschuhe fast auseinanderfielen, machte ich mich mit Tom, Fabia, Momme und Ribana auf den Weg. Um 10:00 waren wir am Fuße des Bergs angekommen (auf 1300m) und liefen die Straße entlang, bis wir zum ersten Wegweiser kamen. Für chinesische und vor allem Nujiang-Verhältnisse war der Wanderweg perfekt ausgebaut und beschildert. Es gab Warnschilder auf Englisch und Chinesisch über Steinschläge und giftige Insekten und überall gab es Kilometerangaben und sogar Hinweisschilder auf Toiletten. Unfassbar! Wir liefen durch schöne Täler voller Blumen, durch 3 Lisu-Dörfer und später durch grüne "Urwälder". In einem Dorf gabelte uns eine schwer betrunkene, barfüßige Lisu-Frau auf, die nichts besseres zu tun hatte, als uns von 1700m bis zum "Loch" auf 2850m zu begleiten. Wir entdeckten eine originale Lisu-Hütte, in der Touristen kostenlos schlafen dürfen und trafen später eine Gruppe Chinesinnen auf dem Weg zur Spitze, die uns leckere Beeren zeigten, für die wir dann eine Mittagessenspause einlegten. Glücklicherweise könnten wir auch unsere betrunkene Begleiterin abgeben, die einfach nicht verstehen wollte, dass wir ihrem Lisu-Gelalle nicht folgen konnten. Später wurden wir von einer zutraulichen Ziegenherde besucht und kamen schließlich zur letzten Station vor dem Gipfel. Nun mussten wir auf 1,5 Kilometern 700 Höhenmeter bewältigen, was schließ so aussah, dass wir uns an Seilen und Netzen den Berg hinaufzogen und das sogar im Regen, wo alles noch glitschiger wurde. Völlig entkräftet erreichten wir den Steinmond und wurden mit einer tollen Aussicht und einem regenfreien Platz unter dem Steinbogen belohnt. Die größte Tortur war dann noch der anschließende Abstieg und von der Rückfahrt bekam ich fast nichts mit.

Wir gingen noch mit dem Rest aus Fugong essen und danach nur noch ins Bett. Tom und Momme schauten sogar noch das Champions-League-Spiel nachts von 2:00 bis 4:00... 

 

Am nächsten Tag trafen wir noch Elena, Marlena und Sara und wurden durch die Fugong Yizhong geführt. Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen ging es nach Liuku zurück, wobei der Minibus die Strecke in der Rekordzeit von 2:45 zurücklegte (normal sind 4 Stunden).

 

PS: Heute, 3 Tage nach der Wanderung, können wir vor Muskelkater immernoch kaum laufen...

 

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Do

02

Mai

2013

Mit dem Ziel: Waschmaschine!

Die Lushui-Yizhong, die erste (beste) Mittelschule unseres Countys Lushui, ist bekannt für ihre sämtlichen Großveranstaltungen, in diesem Fall soll für den Teenager-Day eine riesige Feier veranstaltet werden, an der die Schüler ihr Können beweisen können. Zwei der Schülerinnen, die wir auch recht gut kennen, Bella und Zoey, wollten gerne einen Mash-Up aus "We will rock you" von Queen und "If I lose myself" von One Republic singen und fragten mich, ob ich mit Christoph mitmachen möchte und Gitarre spielen würde. Ich sagte zu und so trafen wir uns mehrfach zum Proben. Am Ende einer Probe klopfte es und ein Lehrer der Schule kiam mit zwei Schülerinnen hinein und sie fragten, ob wir nicht bei einem Lushui-weiten Musikwettbewerb mitmachen möchten. Für die ersten drei Plätze gäbe es sogar einen Kühlschrank, eine Waschmaschine und eine Spülmaschine. Wir dachten uns: "Warum eigentlich nicht" und fragten noch "Wann denn?". Die Antwort war 'Heute Abend' und so machten wir uns etwas später auf den Weg nach Neu-Liuku mit der Absicht, es als Probe für den großen Auftritt in der Schule zu sehen, aber mit dem bescheidenen Traum 'Waschmaschine'. Erst wirkte die Bühne recht klein, aber es kamen doch einige Leute, so 200 werden es vielleicht gewesen sein. Vor der Bühne saß eine fünfköpfige Jury und jedes Jurymitglied hatte ein grünes und ein rotes Schild. Wenn ihnen der (Karaoke-)Gesang gefiel, hoben sie ihr grünes Schild und wenn nicht eben das Rote. Bei 4 von 5 Grünen kam man in die nächste Runde, bei 3 von 5 darf man es am Ende der Vorrunde mit einem weiteren Lied versuchen.

Unser gemeinsames Lied wurde zu einer kleinen Katastrophe, weil die Gitarren-Mikrophone viel zu leise waren und die Mädels im stimmlichen Nirvana schwebten. Trotzdem bekamen wir 3 von 5 Sternen, die schwer unverdient waren, aber wir hatten eben den Ausländerbonus und deswegen wollten sie uns vermutlich das Gefühl geben, nicht die Schlechtesten gewesen zu sein.

Christoph und ich jedoch hatten in seinem Liederbuch noch nach einem deutschen Lied gesucht und uns auf "Über den Wolken" geeinigt, was wir auch vorführten. Christoph blieb bei der Gitarre und ich sang. Wir bekamen 5 von 5 Grünen und einen riesigen Applaus, sogar schon dann, als ich nur 3 Sätze am Anfang auf Chinesisch von mir gab.

Die beiden Mädchen waren von ihrer Situation sehr enttäuscht und wollten es eigentlich nochmal versuchen, aber aus mir unbekannten Gründen waren wir auch als Vierergruppe weitergekommen. In dieser zweiten Vorrunde wurden von den insgesamt 50 Teilnehmern in etwa 20 eine Runde weitergelassen.

 

Wenige Tage später wollte ich mich mit den anderen Treffen, um erneut zu proben, doch die Mädels sagten ständig ab und Bella wollte sogar gar nicht mehr auftreten. Plötzlich bekam ich eine SMS von Christoph, die nächste Runde fände bereits in 3 Stunden statt. Ich eilte zum Gitarrenladen und lieh wieder die Westerngitarre aus und dann ging es hoch zur Yizhong, um mit Christoph ein neues Lied zu finden. Da wir in China schon mehrfach "Hotel California" von den Eagels gehört hatten und Christoph das ziemlich gut spielen konnte, entschieden wir uns dafür. Kleines Problem blieb für mich jedoch der Text, den ich wenig konnte. (Warum eigentlich?!) Wir wussten nicht Mal, wo wir hingehen mussten und auch Zoey ließ uns im Stich und so fragten wir uns durch und erreichten den Ort erst, als der Wettbewerb bereits angefangen hatte. Das Niveau der Teilnehmer hatte sich erheblich gesteigert und das Publikum war deutlich größer als bei letzten Mal. Ohne eine Ahnung von unserer Startnummer warteten wir, bis wir herausfanden, dass nur noch zwei Teilnehmer vor uns drankämen. Schließlich standen wir auf der Bühne und ich war schwer aufgeregt und fühlte mich viel zu unsicher mit diesem Lied. Als sich dann schon nach kurzer Zeit der restliche Text des Liedes verabschiedete und mich alleine auf der Bühne ließ, füllte ich meine Zeilen erst mit ein paar deutschen Sätzen darüber, dass ich den Text nicht mehr weiß, was sicherlich auch keinem aufgefallen wäre, wenn ich nicht dann doch irgendwann aufgehört hätte. Auch Christoph war nicht mehr so locker, wie in der Vorrunde und wir mussten kurz abbrechen, aber das Publikum stand hinter uns und fing laut an zu jubeln, sodass wir sofort wieder einstiegen und das Lied immerhin doch noch zu Ende brachten. Dieses Mal ging es nicht um grün oder rot, sondern man bekam Noten zwischen 1 und 10 (wobei sämtliche Noten des Abends mit 9, anfingen). Unsere Durchschnittsnote lag wohl bei 9,5, was allerdings realistisch gesehen eher in der unteren Hälfte lag. Ob wir im Finale dabeigewesen wären, wussten wir zwar nicht, aber unsere Chancen wären vermutlich eher gering gewesen, denn wir hätten nur zwei mit Terminen und Unterricht vollgestopften Tage gehabt und Ribana und ich wollten eigentlich die anderen Freiwilligen in Fugong während unserer kurzen Mini-Ferien besuchen, also verabschiedeten wir uns von der Bühne und sangen unsere Lieder nur noch am Abend in der Joker-Bar vor 7 Zuhörern vor und waren trotzdem zufrieden.

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Fr

12

Apr

2013

Lazy Song/Kleiderverteilung in Luobenzhuo

Der Tag fing früh um 8 Uhr mit 2 Stunden Unterricht an. Wir spielten mit den Schülern ein Vokabel-Wiederholungsspiel und hörten danach den "Lazy Song" von Bruno Mars, in dem es darum geht, dass der Sänger heute einfach mal nichts machen möchte. Das dieses Lied bei den Schülern gut ankommen würde, hatten wir von Anfang an gewusst.

Ein mysteriöser, einäugiger Mann namens WeiSiLing, der sich den englischen Namen Wesley gegeben hat und immer mal wieder in Liuku aufgetaucht war, um mit uns zu reden, hatte sich für diesen Tag angemeldet, um in unseren Kleiderraum zu schauen. Er ist nämlich in der Kirche aktiv und an sozialen Projekten interessiert, besonders wollte er gerne ein paar Gemeinden in Luobenzhuo, dem nördlichsten Teil unseres Countys Lushui, mit Kleidern versorgen.

Um 10 Uhr wollte er da sein, um halb 11 kam er dann mit einem Geländewagen und einem Fahrer. Wir schauten uns den Raum an und er zeigte mir "Daumen-hoch" bei der Menge unserer Kleider. Außerdem wollte er mit uns nach Luobenzhuo fahren und uns die Dörfer zeigen. Zwar hatten nur Ribana und ich Zeit, aber trotzdem wollten wir die Gelegenheit wahrnehmen und fuhren los, denn wir hatten ja auch nichts zu verlieren. Wir sagten ihm aber noch deutlich, dass wir uns die Dörfer erst ansehen möchten und erst beim nächsten Mal Kleider mitnehmen würden, da das Ganze ja gut geplant werden sollte und wir auch gar nicht mit Sicherheit sagen konnten, dass die Kleider dort benötigt werden. Er willigte ein. Wir fuhren los, aber bogen rechts ab auf die Nujiangbrücke und blieben nicht auf dem richtigen Weg. Stattdessen fuhren wir zu einer Lagerhalle außerhalb Liukus, wo man auch LKW's mieten kann. In der Halle sahen wir ebenfalls riesige Kleidersäcke und uns wurde leicht mulmig, weswegen wir Nina Bieber anriefen, die Wesley für uns fragen sollte, was er denn vorhabe. Dieser erklärte dann, dass er 28 Bergdorffamilien (ca. 300 Leute) angerufen habe, die nun alle auf dem Weg ins Tal seien, um dort unsere Kleidung abzuholen... Soso... Nun mussten wir schnell entscheiden, was wir machen. Einerseits ist es ja super, wenn wir, ohne die Fahrt finanzieren zu müssen, so viele Menschen mit Kleidung versorgen können, zu denen wir nicht mal selbst Kontakt haben. Andererseits war die Aktion nicht mit allen abgesprochen, wirkte etwas zu chaotisch und ungeplant und wir waren schließlich auch nur zu zweit. Nachdem wir mit allen telefoniert hatten, entschlossen wir uns dazu, es doch zu probieren, da diese Familien eben schon längst unterwegs waren und wir das Gefühl hatten, nicht mehr auf Wesleys Hilfe bauen zu können, wenn wir nun absagen würden. Also fuhren wir zu unserer Schule zurück, luden kistenweise Kleider in einen LKW, kauften mit Wesley zwei Decken und fuhren erst um halb 2 richtig los. Die Fahrt dauerte 2 Stunden und um halb 4 gingen wir dann zuerst in ein Restaurant, anstatt sofort anzufangen. Wir erfuhren dann, dass nur die Familienoberhäupter gekommen waren, um für ihre Familien alles mitzunehmen. Da Wesley Listen von allen Familien hatte, dachten wir, dass es so auch klappen müsste. Um 4 sortierten Ribana und ich die Kisten nach Männer-, Frauen- und Kinderkleidung und wollten gerade so richtig loslegen, da stellte sich Wesley in den Weg und motzt uns an, wir sollten den Leuten einfach die Kisten geben und fertig. Wir sagten ihm, dass es anders abgesprochen war und wir entscheiden, wie es gemacht wird. Er meinte, dass die Listen falsch seien, es bald regnen würde und wir deswegen keine Zeit mehr hätten, weswegen er sofort zurückfahren möchte. Leicht hilflos, weil wir keinen Überblick hatten und niemand Englisch sprechen konnte, überlegten Ribana und ich nun, was wir tun könnten, da wir auf keinen Fall einfach nur die Kleider abstellen und wieder fahren wollten.

Wir probierten daher, den Leuten zu erklären, dass sie die Kleider mitnehmen, aber verpackt an einen zentralen Ort lagern sollen, bis wir ins Dorf kommen, um sie zu verteilen, möglicherweise schon einen oder zwei Tage später. Das war allerdings nicht möglich, da die Leute nicht direkt zusammen wohnen und deswegen müsse die Kleidung direkt am nächsten Morgen verteilt werden. Also schlugen Ribana und ich vor, mit den Menschen ins Dorf zu wandern, um die Kleider so gut es geht an die Menschen zu bringen. Wesley mischte sich ein und meinte, dass die Leute uns gar nicht dahaben wollen. Einige Dorfleute, die auch schon schwer genervt von Wesley waren, sagten ihm, dass wir sehr wohl mitkommen dürfen. Der Dorfchef allerdings blieb skeptisch und meinte, wir sollten lieber nicht mitkommen, da es die Regierung allen Ausländern verboten hätte, in Bergdörfer zu gehen und er Konsequenzen befürchte. Eine Bekannte am Telefon bestätigte dies sofort und so schienen wir keine Chance mehr zu haben, die Kleider, wie wir es wollten, verteilen zu können. Wir ließen uns noch die Nummer des Bergdorfchefs geben, sprachen mit ein paar Leuten, die uns erklärten, dass ihr Dorf wirklich arm sei und eine richtige Straße dorthin erst in 3 Jahren gebaut werden wird, weswegen es momentan nur einen Trampelpfad gebe, machten ein paar Fotos mit den Dorfleuten und ließen uns versprechen, dass sie die Kleider gut und fair unter den Dorfleuten aufteilen würden. Somit hatten wir rund 700 Kleidungsstücke an 300 Leute gebracht und konnten im Nachhinein doch zufrieden mit der Aktion sein. Somit sind wir das allererste Mal in der Situation, kaum noch Kleider in Liuku zu haben.

Mit Wesley werden wir wohl nicht mehr zusammenarbeiten, auch wenn wir uns auf der Rückfahrt mit ihm "vertragen" haben.

Abends um 8 waren wir wieder zu Hause und es kam uns so vor, als hätten wir eine Woche zuvor mit unseren Schülern gesungen: Today I swear I'm not doing anything... nothing at all.

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Fr

12

Apr

2013

Lucas Geburtstag in Pianma (Dominik)

Am 6. April hatte Luca Geburtstag und deswegen fuhren Momme, Nina, Ribana und ich am Samstag früh nach Luzhang, um Luca und Madita einzuladen und dann ging es gemeinsam nach Pianma. Pianma gehört noch zu unserem County Lushui und liegt direkt an der Grenze zu Myanmar. Um diese 30 Kilometer Luftlinie zurücklegen zu können, braucht man allerdings 3 Stunden, da das Gebirge hier so steil und hoch ist und die Straße äußerst gefährlich. Man beginnt in Liuku auf 800 Höhenmetern, muss über einen Pass von 3100 Metern fahren und landet in Pianma bei ca. 2000 HM. Die Fahrt ist aber auch mit der schönste Teil des Ausflugs, weil die Landschaft so atemberaubend schön ist und man zwischenzeitlich das Gefühl hat, durch Urwald zu fahren, durch den noch nie ein Mensch gelaufen ist.

Pianma selbst ist ein kleines, verschlafenes Örtchen und hat nicht viel zu bieten. Es gibt ein Museum, in dem ein amerikanisches Flugzeug, das im Zweiten Weltkrieg Teil der indisch-chinesischen Luftbrücke war und abstürzte, nachgebaut ist. Außerdem gibt es ein anti-britisches Denkmal, was an die Besatzungszeit der Briten erinnert. Interessant für uns waren allerdings noch die Holzfabriken, denn in Pianma gibt es Bäume, die größer und dicker sind als alle Bäume, die ich bisher in Deutschland gesehen habe. Hier werden diese Bäume leider in großer Zahl gefällt und zu Buddha, riesigen Tischen oder sonstigem Schickschnack verarbeitet, deren Preise dann in die Millionen gehen. Wir wissen allerdings nicht, ob es Zufall war, dass wir von einem Händler, der uns zum Tee eingeladen hatte, gefragt wurden, ob wir Russen seien.

Am Nachmittag wanderten wir dann noch etwa eine Stunde bis zur Grenze zu Myanmar. Es ist wirklich ein seltsames Gefühl, wenn man plötzlich vor einem offenen Tor steht, durch das man nicht durchgehen darf, hinter dem man eine andere Sprache spricht und in dem gerade ein Bürgerkrieg herrscht. Da nur auf chinesischer Seite dauerhaft bewaffnete (aber freundliche!) Soldaten standen, hatte man wirklich das Gefühl, man könnte einfach so hinüberlaufen, aber wir wagten es trotzdem nicht. Irgendwann trafen wir einen chinesischen Grenzbeamten, der sehr gut Englisch sprach und den wir ein wenig ausfragten. An diesem Grenzübergang dürften wir selbst nicht mit einem myanmarischen Visum nicht einreisen, da die Grenze in Pianma nur eine sekundäre ist und daher niemand aus einem Drittstaat die Grenze passieren darf. Die Chinesen und Myanmaren jedenfalls dürfen einfach so hinüberspazieren, teilweise ohne wirkliche Kontrolle. Wenn wir uns auf einen der LKWs gesetzt hätten, wären wir mit Sicherheit niemanden aufgefallen.

Eigentlich wollten wir noch zum Tingming-See, einem See auf 3400 Metern Höhe, an dem man eine sehr große Chance hat, goldene Affen, rote Pandas, Antilopen, andere Tiere und einzigartige Pflanzen zu finden, (weswegen Pianma zum Weltnaturerbe gehört,) aber uns wurde gesagt, dass die Wanderung zwischen 8 und 12 Stunden dauere und ohne ortskundigen Führer aussichtslos sei, weswegen wir den Plan haben, im Sommer wiederzukommen und uns einen Chinesen schnappen, der uns hinführt.

Mit Luca waren wir noch im Restaurant und anschließend Barbeque essen, da man in Pianma abends nicht viel mehr machen kann, aber sein Geburtstag hat ihm trotzdem sehr gut gefallen.

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Do

11

Apr

2013

Qingmingjie, das Totenfest (Tengchong)

Nach den langen Ferien ging die Schule für Ribana und mich ja erst mit dem neuen Stundenplan am 11. März los. Durch das Zwischenseminar und weitere Ausfälle hatten wir ganze 2 "anstrengende" Wochen Unterricht bis zum Qingmingjie, dem Totengedenkfest, was mal wieder chinaweit für "dringend nötige" Ferien sorgte. Na gut, was solls, dann freuen wir uns eben mal wieder über 5 Ferientage. Dongshan, eine Schülerin der Laimao-Schule (von Lennard und Valeska), hatte uns schon vor Ewigkeiten zu sich nach Hause eingeladen und wir kamen ihrer Einladung nach und fuhren nach Tengchong.

Tengchong liegt 4 Stunden südlich von Liuku und ist in vielerlei Hinsicht ein besonderer Ort. Über Tengchong verteilt liegen ca. 100 Vulkane, sie ist (laut Eigenaussage) die Jadehandelsstadt Nummer 1 in China, hatte historisch gesehen eine besondere Rolle während des Zweiten Weltkriegs und legt heutzutage so viel Wert auf Ökotourismus, wie keine zweite chinesische Stadt. Der Kreis Tengchong hat in etwa so viele Einwohner wie Frankfurt.

Wir wurden von Dongshan am Busbahnhof abgeholt und auf der Taxifahrt zu ihrem zu Hause merkte man schon, dass diese Stadt um ein vielfaches reicher, grüner und sauberer als Liuku ist. Dongshan lebt mit ihrer Schwester, ihrem Vater und ihrer Stiefmutter in einem mehrstöckigem Haus mit einem wirklich schönen Innenhof. Nach dem Essen zeigte Dongshan uns zuerst die rekonstruierte Altstadt und danach den "Märtyrerfriedhof", der zum Totenfest bei den Chinesen dazugehört und auf dem wir sogar einen Brief von George Bush an die Stadt Tengchong fanden. Abends fuhren wir nach Heshun, einen kleinen Ort vor Tengchong, in dem ein riesiges, historisches Freilichtmuseum steht.

Am nächsten Tag fanden dann die eigentlichen "Feierlichkeiten" für das Totenfest statt. Dongshans Mutter war vor 4 Jahren gestorben und daher kamen ihre 5 Schwestern mitsamt Familien aus Liuku angereist, um mit Dongshans Familie auf einen Berg zu wandern und dort der Verstorbenen zu gedenken. Wir wären eigentlich gerne mitgekommen, um uns das Ganze anzuschauen, aber vermuteten, dass wir die Familie lieber alleine dorthin gehen lassen. Wir sahen dann immerhin morgens noch dabei zu, wie 2 Hühner zu Ehren der Toten geschlachtet wurden und ein weiteres eingepackt wurde, was dann am Berg "geopfert" werden sollte.

Wir fuhren dann allerdings zum Vulkanpark und bestiegen auch zwei der Vulkane, was wirklich ganz schön war. Für die weiteren "Attraktionen" Tengchongs, den heißen Quellen, Geysiren, Wasserfällen und dem Moorgebiet hatten wir bei diesem Besuch genauso wenig Zeit, wie Dongshans Familie besser kennenzulernen. Wir dürfen allerdings jederzeit wiederkommen.

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Do

11

Apr

2013

Das Zwischenseminar (Dominik)

Zum Rahmen unseres FSJs gehört abgesehen vom Vorbereitungs- und Nachbereitungsseminars auch ein Zwischenseminar, was logischerweise nach ungefähr der Hälfte der Zeit in China stattfinden muss. Unser Seminar fand vom 16.-21. März statt und dafür kam extra unser Projektleiter Yizhu mit seiner Freundin Jana zu uns nach Liuku und außerdem alle anderen 18 Freiwilligen. Marie und Fabia aus Fugong wohnten bei uns, aber ansonsten wurden alle anderen Freiwilligen in einem Schlafsaal der Lushui Yizhong untergebracht, wo auch unser Seminar stattfand.

Im Großen und Ganzen ging das Seminar darum, was bis jetzt geleistet wurde, was besser gemacht werden könnte und wie es im nächsten halben Jahr noch weitergehen soll. Es begann damit, dass alle Städtegruppen ihre Projektarbeit zusammenfasste und ein wenig mit der gesamten Gruppe darüber diskutiert wurde. Am zweiten Seminartag hielt Helen aus Gongshan einen ziemlich professionellen Vortrag über "Wertschätzende Kommunikation", der insgesamt gesehen eines meiner zwei Highlights war und möglicherweise die wichtigste Einheit dafür war, wie man in unserer Stadt Liuku mit den Freiwilligen besser zusammenarbeiten kann.

Neben mehreren kleineren Programmpunkten stand außerdem noch ein Wandertag zum "Group-building" auf dem Plan, was dann so aussah, dass die komplette Gruppe relativ ziellos durch die Berge wanderte und von einem alten Ehepaar in ihren Hof eingeladen wurde, wo wir Sonnenblumenkerne und geröstete Bohnen aßen, Tee tranken und Pantomime spielten. Wieder zurück in Liuku trafen wir uns dann an unserer Schule, der Minzu Zhong Zhuan, um den Kleiderraum gemeinsam aufzuräumen und mit den geballten Kräften von 31 Freiwilligen und Yizhu und Jana schafften wir es dann, den Kleiderberg zu halbieren und ca. 100 Kisten zu verpacken. Das war mein zweites Highlight des Seminars und hat die Gruppe deutlich mehr zusammengebracht, als das Wandern.

Zum Abschluss planten Lennard, Luca und Yizhu noch ein Projekt, dessen Ziel ein Film für das Kleiderprojekt ist, um Leute in ganz China zur Bildung von Charity-Gruppen und zur Aufstellung von Kleidercontainern zu bewegen. Die Hauptrollen sind dabei Nina Bieber und ich (- also das Bieber-Team -.-), wobei ich doch einiges an Zeit mehr brauchte, um die kurzen, chinesischen Sätze auf die Reihe zu kriegen, als Nina. Der spaßigste Drehteil fand am Fluss beim Kleidercontainer statt, als Yizhu als ChineseXY eine Kleidertüte in den Container schmeißt und mir danach die Hand schüttelt und es jedes Mal total albern aussah. Danach mussten Nina und ich noch einen kurzen Text aufsagen, wobei sich scheinbar ganz Liuku zum Ziel gesetzt hatte, dies zu verhindern: eine Meute Hunde rannte bellend an uns vorbei, Motorräder, Autos und LKWs fuhren lärmend die sonst immer leere Straße entlang, ein Baby mit Quietscheentchen-Schuhen lief Kreise um uns, zwei Chinesen torkeln Arm in Arm durchs Bild, weitere Kinder machten Lärm und schließlich schallte "Für Elise" aus einem Nachbarshaus. Am Ende gelang es uns aber doch noch, die Sätze ein Mal gut zu Ende zu bringen.

 

Das Seminar endete dann eine Treppe vom Kleidercontainer entfernt am Strand des Nujiangs, wo wir gemeinsam ein Lagerfeuer machten und die Tage ausklingen ließen. Wichtiger als das Seminar und die dabei entstandenen Pläne war für viele allerdings der Austausch mit den anderen Freiwilligen über die Zeit nach China, denn so langsam wird es ernst und in einem Monat beginnt auch schon die Bewerbungsphase für die Uni. Da half es einem doch, sich noch mit den anderen darüber zu unterhalten, was man alles studieren könnte und wo man vielleicht noch brauchbare Informationen über das Studium findet.

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Do

28

Mär

2013

Zurück in Liuku (Dominik)

Kaum zurück in der "Heimat" ging es mit unserer Projektarbeit wieder voll los, aber da unsere Stundenpläne noch nicht geschrieben waren, hatten wir noch eine weitere Woche schulfrei und letztendlich hatten wir genau 2 Monate keinen Unterricht und freuten uns daher so richtig darauf, unsere Klassen wiederzusehen. Da Miss Dai an unsere Schule zurückgekehrt ist, haben wir auch 2 ihrer Klassen bekommen, die wir noch nicht kennen. Dafür ist eine unserer Lieblingsklassen, die Krankenschwesterklasse, die dieses Jahr ihren Abschluss macht, aus dem Stundenplan rausgefallen. Eigentlich wollten wir die freie Woche dafür nutzen, Jana durch Liuku und Umgebung zu führen, aber da wir uns vermutlich eine Lebensmittelvergiftung eingefangen hatten, blieben wir tagelang nur in der Schule. Das Wetter hätte uns allerdings sowieso einen Strich durch die Rechnung gemacht. Erst konnte man die Berge kaum sehen, da durch die Waldbrände in Myanmar und Nujiang alles verraucht und dunstig war und ständig kleine Ascheteile vom Himmel fielen, dann regnete es durchgehend und wir blieben erneut oft zu Hause. Gegen Ende von Janas Zeit hier konnten wir ihr allerdings trotzdem einiges zeigen und gemeinsam ihren Geburtstag feiern. In neuer chinesischer Tradition bekam sie eine Sahnetorte, von der ein (kleiner) Teil in ihrem Gesicht landete. Noch an ihrem Geburtstag musste sie abends in den Nachtbus nach Kunming steigen, um zurück nach Deutschland zu fliegen.

 

Am 14. März war mein Geburtstag und wir feierten alle zusammen bei einem Barbeque und danach im Schulhof von Momme und Nina rein. Auf dem Rückweg hielten wir nochmal beim Barbeque an und schwupps saß ich mit Lennard bei einigen Chinesen am Tisch, die wir alle nicht kannten. Wir hatten ziemlich viel Spaß und waren dann irgendwie erst um 4 Uhr morgens wieder zu Hause. Am Tag danach kamen sämtliche Freiwilligen und Yizhu, unser "Boss", mit seiner Freundin nach Liuku, um das Zwischenseminar abzuhalten. Nina, Christoph und ich luden sie alle zum Essen in ein muslimisches Restaurant ein und es war ein sehr schöner Abend. Ich bekam ein paar Geschenke und die meisten hatten zusammengelegt und mir eine neue Gitarre gekauft, die ich wirklich gut gebrauchen kann, da die Alte "nicht mehr tut", wie manche unserer schwäbischen Freunde sagen würden.

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Di

26

Mär

2013

Auf der Suche nach dem Urwald (Ribana)

Nach Xishuangbanna wollten wir vor allem, weil es dort Regenwald gibt.
Jinghong, die Hauptstadt, ist nicht besonders groß, aber trotzdem schön, und wir verbrachten ein paar entspannte Tage dort mit durch-die-Stadt-schlendern, shoppen und die Füße im Mekong baden.
Als wir genug von der Stadt hatten, sind wir zu einem Botanischen Garten gefahren, der wirklich riesig und sehr schön war. Man bekam dort schon einen Eindruck von den Pflanzen, die im Regenwald wachsen, und Domi hatte am Ende des Tages viele, viele Bilder von Pflanzen und Schmetterlingen.

Das war sehr schön, doch in den nächsten Tagen bekamen wir wieder Lust auf ein bisschen Abenteuer, und vor allem wollten wir noch zum Urwald. Den gab es aber nicht überall, und er war gar nicht so leicht zu erreichen. Geführte Touren waren allerdings so teuer, dass wir uns auf eigene Faust durchschlagen wollten zu dem kleinen Dörfchen Manmai, von dem aus es möglich sein sollte, zum Regenwald zu wandern.
Da wir den großen Bus verpasst hatten, mussten wir in kleinen Etappen von Dörfchen zu Dörfchen fahren und zum Schluss sogar trampen. Ein freundlicher Truckfahrer erlaubte uns, auf seiner Ladefläche mitzufahren. Das war sicher nicht die angenehmste Art zu reisen, aber wenigstens wurde uns nicht langweilig, da wir gegen große Metallteile zu kämpfen hatten, die ebenfalls auf der Ladefläche lagen (durch einen Spanngurt haben wir sie schließlich besiegt).

Von Bada aus wollten wir nach Manmai wandern, um von dort aus den Regenwald zu finden, aber wir scheiterten weil die Wege, die wir genommen hatten, in mehrere Sackgassen führten: der eine führte einfach nur zu einem Feld, der andere war durch Bretter abgesperrt, und beim letzten mussten wir umdrehen, weil die Luft auf einmal von einem bedrohlich lauten Summen erfüllt war und Bienen um uns herumschwirrten. Also ließen wir uns nach Manmai fahren.
Dort übernachteten wir bei einer Minderheitenfamilie, die sehr gastfreundlich war und uns Abendessen und eine Schlafnische im einzigen Raum des Hauses anboten.
Von Manmai aus wanderten wir los, immer der Beschreibung folgend, die wir aus Jinghong hatten, doch die war leider zu ungenau, sodass wir bald wieder vor Weggabelungen standen und nicht wussten, in welche Richtung wir sollten… So wanderten wir den ganzen Tag durch den Wald, fanden ein sehr mysteriöses Schild, folgten einem Weg der irgendwann nur noch durch von Macheten in die Bäume geschlagenen Kerben markiert war (wir nannten diesen Teil „auf den Spuren von Mr. Macheten Guy“), doch den Regenwald fanden wir nicht.
Trotzdem haben wir es nicht bereut, denn der ganze Weg war schon aufregend genug gewesen und
als wir auf Motorrädern von Manmai nach Bada fuhren (die Straße war sehr schlecht, aber dafür hatte man einen wunderschönen Ausblick auf die Teefelder und die untergehende Sonne), waren wir trotz allem sehr zufrieden, denn wir hatten zwar keinen Regenwald, dafür aber ein bisschen Abenteuer bekommen.

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Di

05

Mär

2013

Urlaub Yunnan, Teil 1: Kunming (Dominik)

Eigentlich hatten wir einen bestimmten Grund, um nach Kunming zu fahren, denn ich bekam Besuch von einer Freundin aus Butzbach und musste so nach Kunming fahren, um Jana vom Flughafen abholen zu können. Die Zeit bis der Flieger landete nutzten wir, um auf den Märkten von Kunming herumzustöbern, wobei es wirklich schlimm mit Anzusehen war, wie auf dem (Haus-)Tiermarkt die Tiere massenhaft in viel zu kleinen Käfigen gesteckt haben. Während ich am Flughafen auf Jana wartete, wurde ich übrigens von einem Mitarbeiter bei Starbucks angesprochen, der uns Freiwillige in einer Sendung auf YunnanTV gesehen hatte.

Es war wirklich seltsam, plötzlich jemanden aus seiner Heimat vor der Nase zu haben und wir hatten uns einiges zu erzählen, wofür man in chinesischen Großstätten auch wirklich viel Zeit hat, denn der Verkehr ist echt furchtbar, da bildet Kunming auch keine Ausnahme.

Abends trafen wir uns mit Cathy und Chenmin, die beiden Chinesen, mit denen wir in Gongshan damals in das tibetische Dorf gewandert waren und genossen ein üppiges Kunminger Barbeque.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Shilin, was ca. 120 Kilometer vor Kunming liegt und besuchten den Steinwald. Dort ragen überall bis zu 30 Meter hohe Steinnadeln aus dem Boden und man kann überall zwischen ihnen hindurchlaufen/klettern und findet irgendwelche Tiere, Formen oder Gesichter in den Felsen. Zwar ist dieser Park von Touristen überfüllt, aber wenn man nicht die Hauptwege der Touristenführungen entlangläuft, kann man völlig alleine die wunderschöne Landschaft erkunden.

Auf der Rückfahrt verlor Jana irgendwo ihr Portemonnaie, was uns eine leicht stressige Restzeit in Kunming bescherte. Schließlich gingen wir zur Polizei, um den Verlust zu melden, was allerdings komplizierter als angenommen war. Wir haben insgesamt 4 Stunden bei der Polizei verbracht, da wir nicht bei der richtigen Polizeistation waren und auf die Polizisten warten mussten, die für uns zuständig waren. Diese holten uns erst um 19:30 ab, was uns ziemlich nervös machte, denn wir hatten Nachtbustickets nach Xishuangbanna für 21:00 und mussten erst noch zum Südbahnhof kommen. Um 20:00 erreichten wir die richtige Polizeistation, wo zwar ca. 8 Polizisten anwesend waren, die aber alle kein Englisch sprachen und sich nicht für uns (und unsere Panik) zu interessieren schienen. Valeska und Ribana waren in der Zwischenzeit ins Hostel gefahren, um unser Gepäck zu holen. Der jüngste der Polizisten konnte zwar auch kein Englisch, war aber wenigstens technisch so gut ausgestattet, dass er uns mit seinem Handy einige Sätze zukommen ließ, die wir allerdings nicht verstanden haben. In einem hysterischen Anfall benannten wir ihn Krypti, den Kryptomanen, der uns fortlaufend kryptische Botschaften auf seinem Handy zeigte. Um 20:30 wurde endlich der Zettel ausgestellt, wegen dem wir gekommen waren und wir gaben den Polizisten zu verstehen, dass wir nur noch 30 Minuten haben, um zum Bus zu kommen, was eigentlich unmöglich war. Ein sehr schielender Polizist hielt mir dann den Autoschlüssel für das Polizeiauto entgegen und ich fragte ihn verständnislos auf Deutsch, ob ich fahren soll. Er wollte mir aber scheinbr nur zeigen, dass er ein deutsches Auto (VW) fuhr. Wir stiegen ins Auto und wurden mit Blaulicht und viel zu schnell in Richtung Südbahnhof gebracht. Valeska und Ribana saßen in einem rasanten Taxi und konnten auch gut mithalten und kamen sogar zuerst an (20:50). Die Polizisten fuhren am Bahnhof vorbei und wir hatten schon alle Hoffnungen aufgegeben, aber es nahm den Hintereingang und fuhr uns an allen Sicherheits- und Ticketkontrollen vorbei bis direkt vor unseren Bus. Wir staunten nicht schlecht, als wir uns alle 5 Minuten vor Abfahrt an der Bustür trafen. Blöd war nur, dass in der Aufregung Janas Tüte und mein Rucksack (u.a. mit Laptop, Fotoakkuladegerät und LonelyPlanet) im Hostel geblieben war. Es blieb also spannend, aber wir schickten Momme und Nina zum Hostel, die zufällig auch in Kunming waren und sie durften unsere Sachen mitnehmen.

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Di

19

Feb

2013

Guangxi Teil 2: Guilin, Longsheng, Yangshuo (Dominik)

Eines der Top-Ziele Chinas ist definitiv die Region Guilin in Guangxi: Einzigartige Karstlandschaften durchzogen von idyllischen Flüssen mit Bambushainen und (meistens) warmem Klima. Wir kamen mittags in Guilin an, aber verfuhren uns erstmal auf dem Weg ins Hostel und kamen zur Renmin-Straße in Lingui, der kleinen Nachbarstadt von Guilin. Unnötig, aber das Bussystem in Guilin haben wir bis zum Ende nicht ganz auf die Reihe bekommen.

Im Hostel angekommen war es schon 13:30, aber das Personal ließ uns trotzdem noch von der Frühstückskarte bestellen. Während des Frühstücks trafen wir Paul und Nina, 2 Baumhaus-Freiwillige aus Lanping, die sogar in unserem Zimmer schliefen.

Da das Wetter in der gesamten Zeit in der Stadt Guilin kalt und verregnet war, blieben wir lange Zeit im Hostel, da auch die Eintrittspreise für jede noch so kleine Sehenswürdigkeit ziemlich teuer waren. Also entspannten wir in unseren 2 Hostels, gingen zu einem 5-Sterne-Hotel und bezahlten für ein All-you-can-eat-Buffet umgerechnet 7€, ein Luxus, den wir uns mal gönnen wollten.

Mit zwei Amerikanerinnen aus unserem Hostel unternahmen wir eine Tour zu den Reisterassen nach Longsheng, 2 Stunden nördlich von Guilin. Die Reisterassen gehören zu den größten und schönsten der Welt, sind größtenteils vor ca. 500 Jahren in der Ming-Dynastie von verschiedenen Völkern gemeinschaftlich gebaut worden. Wir wurden tief ins Innere der Terassenlandschaft ins Dorf Dazhai gebracht und kletterten dort die Terassen rauf und runter und besichtigten jeweils ein Dorf der Yao- und Zhuang-Minderheit. Auf dem Rückweg unterhielt ich mich kurz mit den Amerikanerinnen über den Papstrücktritt, von dem wir eher zufällig erfuhren.

Am letzten Guilin-Tag besichtigte ich noch einen 600 Jahre alten Palast aus der Ming-Zeit, plus einen der Karstberge als Aussichtsturm. Dann ging ich noch zum Elefantenrüsselberg, dem Wahrzeichen Guilins, welcher derart gut abgeschirmt und zugebaut wurde, dass man ihn ohne Eintritt zu bezahlen quasi nicht sehen kann. Die Sonnen- und die Mondpagode konnte man dafür sehr gut sehen und zum Schluss war ich dann auch der Meinung, dass man die Stadt Guilin wirklich nicht gesehen haben muss.

Yangshuo hingegen, unser nächstes Ziel, war viel interessanter. Zwei Stunden südlich Guilins ebenfalls am Li-Fluss gelegen, kann man dort alles machen, was westliche Touristen zufrieden stellt, was aber auch bedeutet, dass diese Stadt noch touristischer als alle bisherigen war. Die Landschaft ist dort aber noch schöner als bei Guilin und wir machten zwei Flussfahrten auf einem Bambusfloß, fuhren mit dem Fahrrad zu weiteren, kleineren Flüssen und Dörfern, zu einer Tropfsteinhöhle, in der wir erst in einem Schlammbecken und danach in heißen Quellen badeten und trafen uns mit Momme und Nina in der beliebten Rooftop-Bar, die zu unserem Hostel gehört und von der aus man einen wunderbaren Blick auf Stadt, Fluss und Berge hat.

Die Landschaft um Yangshuo herum ist sehr ländlich geprägt und so sieht man Fischer, die mit ihren Kormoranen fischen und die Wiesen sind voller Wasserbüffel anstelle von Kühen. Es gibt außerdem Reisfelder und einige Obstplantagen (Orangen und Pomelos).

Über Guilin und Nanning fuhren wir nach Kunming zurück und hatten mal wieder fast einen ganzen Tag im Hardseat-Abteil im Zug und saßen zusammengepfercht zwischen verschiedensten freundlichen und unfreundlichen Chinesen.

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Do

14

Feb

2013

Guangxi Teil 1: Liuzhou (Dominik)

Die erste Station auf unserer Reise war zwangsläufig mal wieder Kunming und wir besuchten dort den Zoo, der eigentlich für chinesische Verhältnisse ziemlich tierfreundlich sein soll, aber dann doch auf engstem Raum einige Tiere zusammengepfercht hatte. Am Nachmittag fuhren wir bereits nach Nanning weiter und hatten leider keine Betten, weswegen wir ziemlich übermüdet um 5 Uhr morgens in Nanning ankamen. Nanning ist Guangxis Hauptstadt und derart langweilig, dass wir es (auch wegen des schlechten Wetters) nirgendwohin geschafft haben. Mittags fuhren wir dann im Bus nach Liuzhou, eine Millionenstadt 3 Stunden von Nanning entfernt, wo die Freunde von Luca und Madita aus Dortmund, die uns im November besucht hatten, wohnen. Tobi, Jonas, Mille (Milena) und Annika. Sie arbeiten zu auch als Englischlehrer an einer Mittelschule und machen ebenfalls ein FSJ, allerdings nicht über „weltwärts“.

Alle vier haben eine eigene Wohnung mit Küche, Klosche (Duschkopf über einer westlichen Toilette), Arbeits-, Schlaf- und Wohnzimmer mit einem kleinen Balkon, Kühlschrank, Waschmaschine, warmen Wasser, weichem Bett und weiteren Möbeln. Da kann man echt ein wenig neidisch werden.

Wir gingen abends das Stadtgericht essen: Luosifan. Das ist eine Suppe auf Schneckenbasis, also nicht Hühner-oder Gemüsebrühe, sondern Schneckenbrühe. Dazu Nudeln, Tofu, Pilze, Fleisch… was auch immer man haben will. Hinterher wurden wir von Freunden der Liuzhouer in den reichsten Club der Stadt eingeladen, was auch eine völlig neue Erfahrung für uns war. In einem chinesischen Club wird scheinbar nicht getanzt, sondern in erster Linie getrunken und dazu haben die Chinesen sich ein paar nicht so ganz interessante Karten- und Würfelspiele einfallen lassen. Immer wieder treten Tänzer oder Sänger auf und bringen ein wenig Stimmung hinein und zwischendurch wird dann doch ein wenig auf der Bühne getanzt. Wir Ausländer kamen uns wie VIP’s vor und wurden von Tisch zu Tisch gezerrt, auf ein Bier eingeladen und wurden fotografiert. Auf der Männertoilette sind mehrere im Anzug gekleidete Masseure, die einem während des Toilettengangs die Zeit mit einer Rückenmassage vertreiben. Hinterher gingen wir gemeinsam Barbeque direkt vor der Disko essen, wo Valeska leider umknickte und sie ziemlich am Fuß wehgetan hatte. Wir kühlten es zwar und schmierten auch ein chinesisches Hausmittel auf den Knöchel (Bienengift), aber trotzdem blieb der Fuß dick und geschwollen. Blöderweise genau am chinesischen Neujahrstag, an dem wir erst mit Tobi von einer seiner Schülerinnen zum Essen eingeladen worden waren und dann das Feuerwerk sehen wollten. Wir trugen Valeska mit zum Essen und durften in einem der besseren Restaurants der Stadt eines der leckersten Essen unserer Chinazeit genießen. (Flusskrebse, Garnelen, Flussaale, richtig teueres Fleisch, Ente, Maissaft, verschiedenste Gemüsesorten, Pilze, Glasnudeln, süße Eierkuchen, Rotwein…) Die Familie war sehr nett und obwohl es teilweise sehr schwierig war, mit dem Essen klarzukommen, wurde es nicht peinlich.

Kurz vor Mitternacht machten wir uns zur Innenstadt und beobachteten von einer der vielen Brücken über den Li-Fluss aus das Feuerwerk, was zwar schon seit 2 Tagen immer mal wieder abgefeuert wurde, aber nachts um diese Zeit gehäuft. Sehr beliebt sind bei den Chinesen Sky-Laternen, beschichtete Papierhüllen mit einer Art Grillanzünder, die wie ein kleiner Heißluftballon abheben und richtig hoch hinaus fliegen. Wir selbst kauften ein paar dieser Laternen, aber nicht alle schafften es in den Himmel, denn manche schienen mehr Lust auf eine Flussfahrt zu haben…

Am nächsten Tag bestiegen wir einen der für diese Region typischen Karstberge (, die wir Dank Ribana nur noch Chaosberge nennen,) und hätten ohne Nebel auch einen super Ausblick über die Stadt gehabt. Der Nebel war allerdings so dicht, dass man später das große Feuerwerk der Regierung nicht sehen konnte, weil das Rauch-Nebel-Gemisch so stark war, dass man nur wenige Meter weit sehen konnte. Es hätte unser größtes Feuerwerk sein können, aber wir sahen nur vereinzelte Funken.

Am 11. Februar schließlich verabschiedeten wir uns schon wieder und schnappten uns einen Bus nach Guilin. Diese Stadt ist weltberühmt für seine idyllische Lage am Li-Fluss zwischen einigen Karstbergen und hat auch historisch einen großen Wert für die Chinesen. Nur Valeska mussten wir leider in Liuzhou lassen, da sie vermutlich einen Bänderanriss hat und sich sehr viel schonen muss. Wenn sie es nicht mehr schafft, nachzukommen, sehen wir sie spätestens im Zug nach Kunming wieder, sodass sie nicht alleine weiterhumpeln muss.

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Do

14

Feb

2013

Das Schwein ist tot (Dominik+Ribana)

Muxinglan, unsere Freundin aus der Laimao-Schule, die uns Chinesisch-Unterricht gibt, hatte uns zum Frühlingsfest eingeladen und sagte in etwa sowas wie: „Und dann kommt ihr alle 31 zu mir nach Jiakedi und dann töten wir ein Schwein“

Nach einer alltäglichen Woche in Liuku, in der wir den Kleidercontainer ausleerten und ein paar interessante Bekanntschaften in der Kirche in Laogancun machten, als wir zufällig in eine Priesterweihe gerieten, mussten wir schon wieder unsere Sachen packen und zu Muxinglan fahren. Also kamen alle Freiwilligen, die Zeit hatten, nach Jiakedi. Das waren die 4 Mädels aus Gongshan, Caro, Nora, Valeska, Christoph und wir zwei. Jiakedi liegt im Fugong-County und ist wirklich eine sehr arme Gegend. Muxinglan wohnt in einem kleinen Dorf auf einem Berg in einer kleinen Holzhütte. Als wir abends ankamen, war es schon dunkel und wir setzten uns alle zusammen in die kleine Hütte, in der auch Muxinglans Mutter, Bruder und ein paar Freunde von ihr waren. Sie hatten für uns gekocht und es gab Reis in Schweinedarm, grünes Gemüse und noch kleinere Fleischstücke, die wir „Lisu-Style“ mit den Händen gegessen haben. Hinterher spielten wir am Feuer noch ein Kartenspiel, das wir eigentlich als Trinkspiel kennen, aber da die Lisu keinen Alkohol trinken, musste man ein Lied singen, wenn man verloren hatte. Danach gingen wir schlafen und die 8 Mädels lagen wie die Sardinen dicht aneinander in der Holzhütte, während die beiden Jungs sich das Bett der Mutter teilen durften, welches im angrenzenden Haus aus Beton stand, was die Familie aber nur zum Schlafen nutzt (und um ein halbes Schwein aufzubewahren).

Der Morgen begann mit einem Frühstück aus Maisbrei und Bohnen, was man aber nur gereicht bekam, wenn man sich vorher am einzigen Wasserhahn der Familie das Gesicht gewaschen hatte. Da im Nachbardorf ein Basketballturnier stattfand, machten wir uns auf den Weg dorthin. Wir sahen ein paar der Spiele, bei denen von Teenagern bis Senioren alle mitgemacht haben. Außerdem spazierten wir noch ein wenig in den wirklich schönen Bergen Fugongs. Zum Abendessen waren wir wieder zurück und spielten dann bei der Dorfkirche unter Flutlichtbeleuchtung selbst Basketball. Zum Schluss gab es noch ein Barbeque und wir grillten Reisfladen, Tofu und alles, was vom Schwein noch da war (v.a. Haut, Speck, Dünndarm).

Am nächsten Morgen mussten wir uns bereits wieder trennen und so fuhren Christoph, Nora und Caro nach Liuku zurück, während der Rest sich nach Fugong aufmachte. Valeska und wir zwei hatten von dort aus Nachtbustickets nach Kunming und die anderen fuhren nach Gongshan zurück. Wir aßen noch gemeinsam Jiaozi und dann stiegen wir in den Bus, um zum nächsten Teil unseres Urlaubs zu kommen: die Provinz Guangxi.

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So

03

Feb

2013

Sichuan Teil 2: Jiuzhaigou (Dominik)

Jiuzhaigou bedeutet wörtlich übersetzt „9-Dörfer-Tal“ und ist ein Y-förmiges Tal direkt an der Grenze zur Provinz Gansu. Das Tal liegt zwischen 2100 und 4400 Metern Höhe und beherbergt 9 tibetische Dörfer, aber ist weltberühmt wegen seiner Vielzahl an bunten Seen und Wasserfällen. Der Legende nach hat ein/der Teufel die Göttin Wunosemo erschreckt, die ihren magischen Spiegel fallen ließ, der in 118 Teile zersprang, die zu den 118 schillernden Seen wurden. Da zusätzlich zu der wunderschönen Landschaft auch noch seltene Tiere, wie Pandas und goldene Affen, in dem Gebiet leben, wurde es zum Weltnaturerbe erklärt. Luca und ich fuhren morgens in Chengdu mit dem Bus los und erreichten nach einer 9-stündigen Fahrt durch kahle Berglandschaften, die von den Tibetern und Qiang bewohnt sind, den Nationalpark. Auf dem Weg sahen wir einige Städte und Dörfer, die sehr interessant und schön aussahen, aber leider blieb keine Zeit, um dort anzuhalten. Die Temperatur dort war sehr niedrig, ein paar Grad unter null werden es gewesen sein, weswegen wir uns sofort in unser Hostel begaben, das uns allerdings ein sehr gut ausgestattetes Doppelzimmer gab. Am nächsten Tag gingen wir früh los, um zur Parköffnung dort zu sein. Am Eingang warten Linienbusse, die das komplette Tal abfahren und die man den ganzen Tag benutzen kann. Wir fuhren den Weg bis zum weitmöglichsten Ende (trotz der Minusgrade und vereisten Straßen wurde uns gesagt, dass einige Wegabschnitte wegen zu hoher Waldbrandgefahr abgesperrt werden) und sahen auf dem Weg dahin schon einen Großteil der wunderschönen Seen und Wasserfälle. Wir stiegen an einem türkisblauen See aus und mussten uns ständig an den Chinesen vorbeiquetschen, die vor jedem See posierten und sich gegenseitig fotografierten. Die Seen sehen wirklich einzigartig aus und ein chinesisches Sprichwort besagt, dass „Wer einmal in Jiuzhaigou war, will nie wieder anderes Wasser sehen“. Die besondere Farbvielfalt entsteht übrigens durch eine besonders hohe Mineralienkonzentration und durch verschiedene Algen und Bakterien. Luca und ich fuhren zu allen Orten, die freigegeben waren, wie dem 5-Blumen-See, den Perlwasserfällen, und dem Langen See, der auf 3100 Metern liegt. Wir sahen auch einige bunte Vögel, feuerrote Birken und erkundeten zwei der tibetischen Dörfer, in denen uns getrocknetes und gesüßtes Yakfleisch angeboten wurde. Wir liefen auf schmalen Holzpfaden zwischen den Wasserfällen hindurch und staunten jedes Mal wieder aufs Neue über die Vielzahl an Farben und Formen, denn obwohl eigentlich der Herbst als bester Zeitpunkt für einen Besuch gehandelt wird, sind wir uns sicher, dass besonders die Wasserfälle im Winter viel beeindruckender sind. Nach einer turbulenten Busfahrt erreichten wir gegen späten Nachmittag Chengdu und Ribana, Valeska und ich wollten eigentlich am Abend nach Kunming und dann wieder nach Hause fahren, aber da die Sicherheitsvorkehrungen auf chinesischen Bahnhöfen sehr hoch sind und die Mädels mir ein Ticket mit Maditas Pass bestellt hatten, da ich ja meinen für Hostelbuchungen brauchte, durfte ich nicht mitfahren, da eine Änderung des Namens nicht möglich war. Ich wollte eigentlich den nächsten Tag nutzen, um mir ebenfalls die Pandastation anzuschauen, aber nach einigen blöden Zufällen und Erlebnissen, die mir den wahrscheinlich schlimmsten Tag in China bereiteten, war ich froh, am nächsten Mittag meinen Zug Richtung Kunming erreicht zu haben.

Schließlich erreichten wir alle 3 am selben Tag noch Liuku, während Luca und Madita ihre Reise fortsetzten. Wenn alles planmäßig läuft, treffen wir uns aber bald wieder und verbringen auch die zweite Hälfte unseres Urlaubs gemeinsam.

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So

03

Feb

2013

Sichuan Teil 1: Emei Shan, Leshan, Chengdu (Dominik+Ribana)

Spontanität war bei unserer Urlaubsplanung mal wieder gefragt, als wir bei unserem Besuch bei Luca und Madita in Luzhang (, von dem wir auch noch berichten werden,) unsere Reiseroute komplett ändern mussten, weil Lucas Freunde, die in Guangxi wohnen, momentan gar nicht zu Hause sind und wir sie deswegen auch nicht besuchen können.

Wir (Luca, Madita, Valeska und wir zwei) entschieden uns für eine Reise nach Sichuan, die eigentlich für den Sommer geplant war, was seine Vor- und Nachteile gehabt hätte, aber was im Nachhinein gesehen gar nicht mal so schlecht war.

Am 15. Januar ging es mit dem Nachtbus nach Kunming, der Hauptstadt Yunnans. Kunming wird als Stadt des ewigen Frühlings bezeichnet aber von Frühling war im kältesten Winter Chinas wenig zu merken. Wir schlenderten nur ein wenig um den Bahnhof herum durch die Stadt und trafen in der 7-Millionenstadt, die eigentlich dem Rest der Welt als Ausgangspunkt für Reisen durch Südostasien dient, immerhin ganze 5 Ausländer.

Abends stiegen wir dann in den Nachtzug nach Emei in der Provinz Sichuan. Zugfahren in China ist auch ein sehr interessantes Erlebnis, das man mal mitgemacht haben kann. Wir spielten mit dem kleinen Nachbarsbettmädchen, unterhielten uns oberflächlich mit den anderen Nachbarn und erkundeten den restlichen Zug (und die verschiedenen Preiskategorien). Am 17. Januar erreichten wir morgens um 9:00 die Stadt Emei, die an sich ziemlich uninteressant ist, wenn da nicht der für Buddhisten heilige Berg „Emei Shan“ wäre.

Der Start lief etwas verkorkst und wir kamen um 14:00 erst an einer Stelle des Berges an, ab der wir gar nicht loslaufen wollten. „Macht nichts“, dachten wir, „dann nehmen wir es eben, wie es kommt.“

Am Fuße des Bergs war es, wie auch in der gesamten Umgebung, so nebelig, dass man keine 100 Meter weit sehen konnte, geschweige denn den Berg. Wir liefen zwischen Bambushainen, Palmen und vollen, grünen Bäumen einen steinigen Pfad entlang. Wir trafen nur sehr wenige Leute, die meisten davon waren Einheimische, die uns Bambus-Wanderstöcke andrehen wollten, damit wir uns gegen die angeblich auf dem Berg lebenden Affen verteidigen können. Allerdings sparten wir uns das Geld und schnitzten uns beherzt selbst welche. Das wir Metallspikes für hohen Schnee brauchen könnten, haben wir erst mal nicht geglaubt und uns auch deswegen vorerst keine gekauft.

Wir kamen zu einer steilen Treppe und von Madita kam der Vorschlag, abwechselnd die Treppenstufen zu zählen. Die ersten Hunderter liefen echt flüssig und wir erreichten bald die ersten Klöster, die schon seit Jahrhunderten am Berg existieren, teilweise aber nach der Kulturrevolution wieder aufgebaut werden mussten, weil nahezu alle niedergebrannt worden waren. Nach ca. 3000 Stufen gaben wir Tipps ab, wie viele Stufen es bis zum Gipfel noch werden müssten: Valeska 12300; Dominik 14300; Ribana 15000; Luca 16227. Da das ganze Gebiet nicht nur ein einziger, immer höher werdender Berg ist, sondern vielmehr mehrere Berge, die irgendwie zusammenhängen, läuft man jeden Höhenmeter dreifach: hoch, runter und nochmals hoch. Deswegen kamen wir längst nicht so weit, wie wir eigentlich kommen wollten und mussten bei Einbruch der Dunkelheit und Stufe 5000 das Angebot einer Einheimischen annehmen und ihr in ihr Hostel folgen, welches auf 1000m Höhe lag, schlicht und kalt war, aber gut genug war, um sich erholen zu können.

Am nächsten Morgen liefen wir früh weiter, denn immerhin hatten wir noch 2000 Höhenmeter vor uns. Außer einigen Klöstern, Imbissständen und den obligatorischen „Packen sie alle Plastiktüten weg und kommen Sie den gefährlichen Affen nicht zu nahe“-Schildern sahen wir nicht viel, da es immer noch schrecklich nebelig war und man teilweise keine 10 Meter weit sehen konnte. (Keine Lüge!)

Bei Höhenmeter 1700 kam dann die erste große Überraschung: Schnee. Hmmpf. Hätten wir uns mal die Spikes gekauft, so wie das chinesische Pärchen, das wir liebevoll „die Bergziegen“ nannten, da es den Berg mit Leichtigkeit hochhüpfte. Die Treppen, die schon vor dem Schnee zu steil waren, um sie unvorsichtig hochlaufen zu können, waren nun um einiges gefährlicher geworden und wir mussten uns trotz Wanderschuhen richtig hochkämpfen. Somit kamen wir noch langsamer weiter, als geplant und es war bitterkalt, sodass wir immer nur kurz Pause machen konnten, um nicht festzufrieren.

Mittlerweile war schon klar, das Luca unsere Wette gewinnen musste, denn die 15000 Stufen hatten wir bei Höhenmeter 1900 bereits erreicht und das Ende war noch lange nicht in Sicht. Die Motivation und die Kraft sanken immer weiter und irgendwann hievte man sich wortlos die steilen, vereisten Treppen hinauf. Nach einem weiteren „Plastiktüten-vor-den-Affen-verstecken!“-Schild machte Dominik Valeska im Spaß darauf aufmerksam, dass sie eine Plastiktüte mit ihren Vorräten in der Hand hatte, doch sie meinte, dass sie leider keinen Platz mehr in ihrem Rucksack hat. Den Blick nach unten gerichtet sahen wir plötzlich ein kleines, braunes, dampfendes Etwas im Schnee und nach einem kurzen Blick nach oben sahen wir auch schon 2 schwer mit Fell ausgerüstete Affen sich auf einem Ast vor uns in den Armen liegen. Die Aufregung bei uns war groß und nach wenigen Sekunden saßen schon 5 Affen um uns herum. Wir gaben ihnen die Hand und streichelten sie, bis plötzlich mehrere flohen, weil das viel, viel, viel zu große und angsteinflößende Alphamännchen auftauchte. Unsere Stimmung schlug sofort um zu „mulmig“ und relativ schnell zu „panisch“, als es zu Knurren anfing und die Treppen vor und hinter uns sich mit Affen füllten. Wir wurden in die Enge getrieben und die Affen attackierten uns systematisch und griffen nach den Schnallen von unseren Rucksäcken und allem, was nicht komplett verstaut war. Besonders hatten sie es auf die arme Valeska abgesehen und hatten schnell ihre Plastiktüte mit Handschuhen und Vorräten ergattert. Die anfänglich süß und zutraulich wirkenden Tibetmakaken knurrten, fletschten die Zähne und zogen mit erstaunlicher Kraft an unseren Sachen. Von unseren ehemals 4 Stöcken hatten wir nur noch 2 dabei und die Affen ließen sich von diesen wenig beeindrucken, weswegen wir zu schreien, brüllen und fauchen anfingen, was sie kurz erschreckte. Wir nahmen Schnee und Eisklumpen in die Hand, warfen sie auf die Affen und fingen im richtigen Moment an zu rennen und übertraten glücklicherweise nach geschätzten 200 Stufen die Türschwelle eines Klosters. Das war übrigens die einzige Stelle, an der wir die Stufen nicht ordentlich zählten. Selbst im Kloster waren noch einige Affen, aber diese waren nicht angriffslustig, sondern uninteressiert. So wie sie dort, in den Gebäuden, arrogant an uns vorbeistolzierten, war eindeutig klar, dass sie die eigentlichen Herren des Bergs sind. Im Klostershop rüsteten wir uns mit Ablenkungskeksen und weiteren Stöcken aus und machten uns verstört und paranoid verängstigt an den weiteren Aufstieg. Jeder kleine Shop stellte eine Erleichterung dar. Wir begegneten jedoch keinen Affen mehr und konnten bei 2200 Metern das erste Mal wieder für wenige Minuten den Himmel sehen, was Hoffnung gab, dass wir es doch noch bis zum Abend aus dem Nebel heraus schaffen, denn wir wollten ja unbedingt den Sonnenaufgang auf dem Gipfel erleben. Nach der möglicherweise steilsten, längsten und gefährlichsten Treppe erreichten wir die 2400-Marke und damit genau bei Einbruch der Nacht die bis dato zivilisierteste Station. Wir nahmen uns ein Hotelzimmer, in dem es kälter als draußen (Minusgrade!) und wahnsinnig feucht war. Es gab im gesamten Hotel kein fließendes Wasser und auch sonst hatten wir nur die unterste Stufe, aber welche Wahl hatten wir denn? Am nächsten Tag ging es um 7:00 weiter und über Nacht hatte sich eine Eisschicht über Straßen und Stufen gelegt, sodass wir ohne Spikes wirklich nicht mehr weiter kamen. Nach einer halben Stunde Rutschpartie und weiteren 100 Höhenmetern erreichten wir das so langersehnte Ziel: das Cable Car, was uns die letzten 500 Meter hinaufbringen sollte, damit wir den Sonnenaufgang nicht verpassen.

Als wir mit einigen Chinesen in der Glaskabine in Windeseile durch den Nebel fuhren, stieg die Spannung immer weiter und in dem Moment, als sich plötzlich der Nebel lichtete und wir in 3000 Metern Höhe den Rand der roten Sonne durch die Nebeldecke schimmern sahen, ging ein Jubelsturm los und mit einer Gänsehaut schauten wir uns dieses fantastische Schauspiel an. Als die Türen sich öffneten, rannten alle heraus und an die Klippen des Bergs und dahinter lagen nur das Wolkenmeer und die gerade aufgetauchte Sonne. Der absolute Gipfel war aber noch ein paar Meter entfernt und nach 20692 Stufen standen wir vor einer riesigen, goldenen Statue, einem silbernen und einem goldenen Tempel und hatten einen atemberaubenden Ausblick auf das Wolkenmeer und über 7000 Meter hohe Berge in mehreren hundert Kilometern Entfernung. Einige Chinesen schienen ihr ganzes Leben auf diesen Morgen gewartet zu haben, denn sie fielen mit dem zufriedensten Lächeln, das sie bei den Minusgraden aufbringen konnten, vor den Buddhastatuen auf die Knie und beteten. Wir sahen uns alles oben an, genossen für eine Zeit den Ausblick und machten uns bald auf den Rückweg, denn es war wirklich unglaublich kalt und vor allem windig. Auf dem Weg zum Bus, mit dem wir ganze 2 Stunden zu unserer Ausgangsstation brauchten, trafen wir ein weiteres Mal die Affen, die in Unterzahl und bei fütterungswütigen Chinesenmengen zu den liebsten Tierchen der Welt avancierten. Unten legten wir einen Entspannungs- und Aufwärmtag in einem sehr gemütlichen Hostel ein, bevor es am nächsten Tag bereits zum nächsten Highlight unserer Fahrt ging: dem Buddha von Leshan.

 

 

Dass die beiden buddhistischen Pilgerziele Emei Shan und Leshan nur 30 Kilometer auseinander liegen, kam uns wirklich sehr gelegen und am nächsten Mittag waren wir bereits in Leshan, um den vor 1200 Jahren in den Fels geschlagenen Buddha besichtigen zu können. Dieser ist 71 Meter hoch und sitzt friedlich im Fels mit Blick auf den direkt vor ihm fließenden Fluss und den durch Nebel und Dunst unsichtbaren Emei Shan. Ein einzelner Mönch fasste den Plan, die heute noch größte Buddha-Skulptur der Welt zu erschaffen, damit der den an der Stelle sehr gefährlichen Min-Fluss besänftigen kann. 90 Jahre später waren die Arbeiten abgeschlossen und der Fluss durch die riesige Menge an abgeklopften Stein wirklich beruhigt. Wir besichtigten das Weltkulturerbe, zu dem auch mehrere Tempel, Pagoden und über 2000 Jahre alte Grabstätten gehören, von allen Seiten, wobei man sich besonders winzig fühlt, wenn man nach dem steilen Abstieg direkt am Fuß des Buddhas steht und feststellen muss, dass wir alle 5 zusammen in den großen Zeh gepasst hätten und noch Platz für weitere Leute wäre. Bereits am Abend nahmen wir den nächsten Bus und erreichten um 21:30 unser nächstes Ziel: die 10-Millionen-Stadt Chengdu.

 

 

Chengdu ist die Hauptstadt Sichuans, wird aber auch Hauptstadt Südwestchinas und Welt-Panda-Hauptstadt genannt. Nachdem wir nun einige Ausflüge durch die Natur Yunnans und Sichuans gemacht hatten, war dies der größte Kontrast, den man sich vorstellen kann. Nach einer schier endlosen Fahrt durch die Randbezirke erreichten wir den innersten von 5 Autobahnringen und somit das Stadtzentrum. Überall standen hohe Gebäude, die durch ihre beleuchteten Fassaden stark an Las Vegas erinnern. Menschenmassen und durch Motorroller und Autos überfüllte Straßen ließen einen manchmal nur schwer vorankommen. Wir blieben mehrere Tage in Chengdu und ließen uns ein wenig treiben, denn der erste Teil der Fahrt war schon anstrengend genug. Wir trafen die Freunde von Luca, die uns im November besucht hatten und erkundeten gemeinsam das Tibeterviertel und ein nachgebautes Stadtviertel aus dem Jahrhundert, welches voller Touristen war. Außerdem erkundeten wir die Shoppingcenter, die alles anboten, was man sich nur denken kann. Auch sämtliche der westlichen Läden haben sich in China eingenistet, sodass wir mehrere Starbucks-Cafes mitnahmen, um eine Chengdu-Tasse für Valeska zu finden. Auch der französische Supermarkt Carrefour ist in Chengdu vertreten und wir kauften Baguette, Wurst und Käse, die wir dann am nächsten Tag nach einem Klosterbesuch verves(ch)perten. Ein paar der bekannten Plätze Chengdus, wie den Tianfu-Square und den Park des Volks nahmen wir auch noch mit, genauso wie die verschiedenen Essensangebote: muslimisch, thailändisch, tibetisch. Für das Ende dieser Reise teilten wir uns auf, sodass die Jungs nach Jiuzhaigou fuhren, einem Nationalpark im äußersten Norden Sichuans, während die Mädels in Chengdu blieben, um sich die Panda-Aufzuchtstation und die Sichuan-Oper anzuschauen.

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Mo

14

Jan

2013

Passierschein A38 für HunanTV (Dominik)

Yizhu schickte mir eine Mail mit Betreff "Hunan TV", in dem er mir schrieb, dass der staatliche Sender der Provinz Hunan ein Team schicken will, dass einen Beitrag über die Streetkids drehen soll, der dann zum Neujahrsfest ausgestrahlt werden würde.

Klingt gut, dachten wir uns alle. Blöd nur, dass der mögliche Termin mit unseren Urlaubsplänen kollidieren könnte. Ich bekam jedenfalls die Aufgabe, bei der Regierung nach einer Erlaubnis für diesen Film zu fragen.

1. Schritt: Ich ging zu Sue, die in der Ausländerbehörde arbeitet, quasi ein Spitzel der Regierung ist und ziemlich gute Kontakte hat. Da sie selbst aus einem armen Bergdorf stammt und sogar mehrere Minderheitensprachen spricht, ist sie aber auch ziemlich engagiert, was unsere Projekte angeht. Ihr Mann arbeitet außerdem beim Fernsehen und hat daher vielleicht auch nützliche Informationen.

Ribana und ich trafen uns daher mit Sue und befragten sie. Sie gab uns die Antwort, dass es sicherlich in Ordnung sei, einen Film zu drehen, solange die Reporter nicht im Slum selbst filmen. Das hatten wir uns allerdings schon gedacht und dann gleich vorgeschlagen, sie könnten die Kinder in der Schule filmen.

Sue befragte auch noch ihren Mann dazu, der meinte, wir sollten vielleicht erst mal die Ausländerbehörde informieren und zum Propagandaministerium gehen und dort fragen. Kurz danach telefonierte Sue erneut und wir bekamen die neue Information, dass wir zuerst zum Bildungsministerium gehen sollen, den für uns zuständigen Mister Zhao um Erlaubnis bitten müssen, welcher uns auch gleich noch sagen soll, an wen wir uns im Propagandaministerium wenden sollen.

 

Also gut. Ich rufe also als nächstes Amy, die Englischlehrerin, an und frage sie, ob sie als Übersetzerin mit zum Bildungsministerium kommen könnte. Sie sagt, sie sei sehr beschäftigt und ich solle bei Frau Wang, der Englisch-Vorsitzenden nachfragen, da diese den Vormittag frei habe und am Nachmittag Prüfungsaufsicht hat.

Also schreibe ich Frau Wang eine Sms, da das meistens besser klappt, als ein Anruf. Doch sie ignoriert die Sms gekonnt und ich rufe sie an. Sie fragt, ob ich am Morgen oder am Nachmittag zum Ministerium gehen möchte. Ich schlage den Vormittag vor, da Amy mir erzählt hat, dass sie nur dann Zeit habe. Beim Namen Amy fällt Miss Wang scheinbar ein, dass sie ja Amy schicken könnte. Miss Wang legt bei mir auf, um Amy loszuschicken. Kurz danach meldet sich Miss Wang bei mir und meint, dass Amy (Wunder, oh Wunder) keine Zeit habe. Sie gibt sich geschlagen und macht mit mir aus, dass wir uns um 3 Uhr nachmittags (?!?) beim Bildungsministerium treffen.

Nun probiere ich Miss Wang zu erklären, was ich eigentlich beim Ministerium vorhabe. Sie legt sofort auf und ruft dort an, um sich wahrscheinlich den Weg dorthin zu ersparen, da sie es vielleicht schon am Telefon klären kann. Sie ruft mich zurück und meint, dass Mister Zhao in Gongshan sei und man im Ministerium von dem Film noch gar nichts wisse.

Ach! Ich wollte es ja auch jetzt erst erzählen!

Dann sagt sie, ich sollte mit Mister Zhao telefonieren und meint dann noch kurz angebunden, dass sie Amy die Nummer schicken wird. Also rufe ich die leicht genervte Amy an, die daraufhin an ihrem Zweithandy mit Mister Zhao spricht.

Dieser ist leicht schockiert, als er hört, dass ich zum Propagandaministerium gehen wollte und meint, dass die richtige Reihenfolge gewesen wäre:

 

1. TV-Sender bittet Propagandaministerium um Dreherlaubnis.

2. Propagandaministerium schickt Bildungsministerium eine Notiz über das Filmprojekt.

3. Freiwillige fragen in Schulen und beim Bildungsministerium nach einer Erlaubnis, an dem Filmprojekt teilhaben zu dürfen.

(Die Ausländerbehörde scheint ausgeschlossen zu werden... wie schade!)

 

Leicht frustriert (wie Asterix auf der Suche nach Passierschein A38 im Irrenhaus), weil ja dann doch alles von vorne gestartet werden musste, schickte ich Yizhu die Informationen für den TV-Sender.

 

Immerhin dürften nun alle beteiligten bereits von dem Projekt wissen, da ja jeder bereits angerufen wurde. Außerdem hat Sue für uns gekocht und das Essen war wirklich lecker, weswegen es sich vielleicht doch gelohnt hat, zu ihr zu gehen.

 

Der Sender hat sich übrigens weiterhin nicht gemeldet...

 

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Di

08

Jan

2013

Silvester (Dominik)

Anfang Dezember hatten wir in einer spontanen Idee beschlossen, dass wir alle zusammen an Silvester im „All-you-can-Barbeque“-Restaurant essen gehen. Tagelang freute ich mich darauf, weil Barbeque total lecker ist und man laut Christoph in diesem Restaurant auch ausgefallene Dinge versuchen kann, wie z.B. Heuschrecken. Hinterher planten wir einen Besuch in der Karaokebar. Doch wieder einmal kam alles anders, denn an Silvester selbst rief uns Amy zu sich, die Ribana zwei Päckchen von zu Hause überreichte und uns dann verkündete, dass wir mit allen Lehrern der Schule zum Essen im Hotel eingeladen sind. „Na gut, was soll’s,“ dachten wir uns, denn Heuschrecken und Libellenlarven hatten wir schließlich schon in Dali serviert bekommen, dann schauen wir mal, was uns erwartet. Uns erwartete das meiner Meinung nach beste chinesische Essen, was ich in diesem Jahr gegessen hatte. Es gab Gerichte, die wir noch nie zuvor gegessen hatten und alles hat super geschmeckt. Im Fleisch waren weder Knochenstücke, noch Knorpel, Fett oder sonstige Unappetitlichkeiten. Selbst das Gemüse gab es in ungewohnten Variationen, die alle gut waren. Daher war es nicht verwunderlich, dass Ribana und ich zuletzt mit dem Essen aufhörten.

Danach wollten wir eigentlich zu den anderen dazu stoßen, aber es gab einen weiteren Strich durch die Rechnung, denn das gesamte Kollegium war zur Hochzeits-Vorfeier des Sohns eines Englischlehrers eingeladen. Das Ganze sah dann so aus: Die Wohnung war komplett gefüllt mit Majiang-Spiele-Tischen und dann gab es noch ein paar Tische, an denen Trinkspiele gespielt wurden. Der Sohn des Lehrers, der 3 Tage später heiraten sollte, war übrigens nicht da. Glücklich, wie Ribana und ich nun mal sind, wurden wir einem Trinkspieletisch „zugeteilt“ und saßen dort mit dem stellvertretenden Schulleiter, Mister Ma, meinem Nachbarn und 3 weiteren Lehrern. Mister Ma fragte mich, ob wir denn mittlerweile Chinesisch sprechen können und ich sagte ihm, dass wir es verstehen, aber nicht sprechen können. Als ich danach noch einen Satz verstand und mich ins Gespräch einmischte, erzählte er allen etwas, das vom Tonfall her so klang wie „Passt gut auf, was ihr sagt. Die Ausländer verstehen uns“. Mir gefiel das ganz gut und als sich Miss Li, eine der Englischlehrerinnen zu uns setzte, hatten wir sogar eine richtige Übersetzerin. Zum Trinkspiel-Erklären brauchten wir sie zwar nicht, denn die Regeln waren durchaus simpel (… man fordert einen Mitspieler heraus und deckt seine Karte auf. Die Bessere gewinnt…), aber trotzdem ist es immer gut, jemandem Fragen stellen zu können. Mister Mas Verfolgungswahn mir gegenüber wuchs, als er vier Mal am Stück gegen mich verlor und nach dem Trinken einen hochroten Kopf bekam. Er sagte dann den anderen etwas wie: „Passt auf, es bringt böses Unglück, wenn Ihr ihn herausfordert!“ Das gefiel mir übrigens auch ganz gut. Nacheinander verließen sämtliche Lehrer den Tisch, bis am Ende Amy vorbeikam und meinte: „Ich würde sagen, ihr habt gewonnen!“ Das gefiel uns beiden ziemlich gut!

Später mussten wir allerdings noch weitere Runden spielen, aber wir schlugen uns tapfer, obwohl der hochprozentige Reisschnaps, den es gab, wirklich nur schwer zu ertragen war. Viel Spaß hatten wir aber noch mit der Schwester des Gastgebers, die sich uns als Nüwuma vorstellte, was wohl so viel wie „fröhliches Mädchen“ bedeutete. Meinen wieder eingestiegenen Nachbarn nannte sie Nüwupa, was wohl eher negativ gemeint war. Die Situation lässt sich leider nur schwer beschreiben, aber die beiden haben die komplette Feier unterhalten und es war wirklich witzig.

Amy hatte uns übrigens vorher erzählt, dass kurz vor Mitternacht alle Chinesen ins Bad rennen, um sich die Füße zu waschen, denn es bringt Glück, mit sauberen Füßen ins neue Jahr zu treten. Das Schauspiel verpassten wir leider, da wir uns doch noch mit den anderen Freiwilligen vor Mitternacht treffen wollten. Um 24:00 Uhr erreichten wir zusammen mit Luca, Madita, Momme und Nina auf der Fußgängerbrücke über den Nujiang das neue Jahr. Das Feuerwerk fiel zwar spärlich aus, (3 sichtbare Raketen in der gesamten Stadt,) aber wir hatten immerhin ein paar Wunderkerzen, die wir gemeinsam mit dem Rest der Gruppe anzündeten, als sie uns kurz danach auf der Brücke erreichten.

Zusammen gingen wir dann noch ins KTV und trällerten die englischen Lieder, die das Karaokeprogramm zu bieten hatte, auch wenn sämtliche unserer Klassiker fehlten.

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Mo

07

Jan

2013

Dali (Dominik)

Am Mittwoch hatten wir für 12:20 Buskarten nach Xiaguan, die Neustadt von Dali, um 12:10 waren wir endgültig mit Packen fertig und machten uns auf den Weg zum Busbahnhof... Leicht verschwitzt saßen wir um 12:22 doch noch im Bus und hatten von nun an erst mal Ruhe. (Liebe Grüße an meine Mutter, die sich jetzt sowas denkt wie "Typisch! Wie jedes Mal...")

Nach einer 4-stündigen Fahrt durchs Gebirge erreichten wir das auf 2000m Höhe liegende Dali. Dort war es einige Grad kälter, als in Liuku, aber der ziemlich starke Wind war das eigentliche Problem, denn bei uns in Liuku ist es quasi nie windig. Im Linienbus von Xiaguan nach Dali (Dauer: 30 Minuten --> Preis: 0,17€) fuhren zwischen dem tiefblauen Erhai(-See), der zweitgrößte Hochlandsee Chinas, und dem Cangshan(-Gebirge), das über 4000 Meter hoch ist, entlang.

Die Stadt hat eine sehr reiche Geschichte, war Hauptstadt des Nanzhao- und des Dali-Königreichs und ist ca. 2000 Jahre alt. Von den Mongolen (unter Kublai Khan) zerstört, wurde sie in der Ming-Dynastie (1368-1644 n.Chr.) wieder aufgebaut und die Altstadt ist seitdem gut erhalten geblieben.

Ribana und ich kamen gegen Abend im Jade Emu Hostel an, welches von einem Australier geführt wird und dort teilten wir uns ein Zimmer mit 2 Französinnen und einem sehr schweigsamen Mann. Wir mussten jedenfalls sehr schnell feststellen, dass man plötzlich nicht mehr der Superstar ist, wenn es genug ausländische Touristen gibt und die gibt es in Dali.

Am ersten Abend erkundeten wir die Altstadt und ließen erstmal alles auf uns wirken. Am nächsten Morgen konnten wir das erste Mal seit dreieinhalb Monaten warm duschen. Das nutzten wir auch gut aus und gingen danach in Hostel frühstücken, wo wir Toastbrot mit Erdnussbutter, Spiegeleier und Müsli aßen. Dazu gab es Kaffee. So ein westliches Frühstück hat was!

Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg Richtung Norden und wollten zuerst die Fischerdörfer am nördlichen Ende des Sees erkunden, damit wir nicht die Altstadt in- und auswendig kennen, wenn die anderen Freiwilligen ankommen und wir wieder mit ihnen durch die Stadt laufen.

Wir fuhren über eine halbe Stunde nach Norden und kamen in Shaping an, einem Dorf, das Yunnans größten Wochenmarkt beherbergen soll. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil, denn der Markt findet (nur) montags statt und nicht am Donnerstag... Die ruhigen, malerischen Fischerdörfer waren trotzdem sehr sehenswert und unterscheiden sich deutlich von den Dörfern in Nujiang, da hier in Dali die Bai-Minderheit den größten kulturellen Einfluss ausübt. An einem kleinen Markt deckten Ribana und ich uns auch mit der Kleidung der Bai ein und fuhren nach einem entspannten Nachmittag zurück nach Dali. Mittlerweile waren auch Luca, Madita, Momme, Nina und Valeska angekommen und wir verbrachten den Abend gemeinsam. Am Freitag gingen wir nach Caicun, dem Fischerdorf in nächster Nähe zu Dali und entspannten am See. Am Abend war mit Lennard unsere Gruppe auf 8 Leute gewachsen. Am Samstag gab es dann auch endlich das lang erwartete Wiedersehen, denn bis auf Max und Jonas kamen alle 31 Freiwilligen nach Dali. Wir überfluteten gemeinsam die Altstadt und trafen an sämtlichen Ecken andere Grüppchen von uns und schlossen uns wieder anderen Gruppen an. Abends gingen wir alle gemeinsam in ein indisches Restaurant, was mit uns 29 Leuten um diese seltsame Uhrzeit (20:00...) sichtlich überfordert war. Es gab zwar einige Probleme, [auf die ich einigen Personen zu Liebe verzichte,] aber das, was kam, hat auch geschmeckt. Am Sonntag machten wir alle zusammen eine Fahrradtour ins 20km entfernte Fischerstädtchen Xizhou, wo wir gemeinsam auf einer idyllischen Halbinsel in der Sonne lagen und wieder zusammen Essen gingen. Das war übrigens mein erstes Weihnachten mit einem leichten Sonnenbrand auf der Nase. Während die 20° in Deutschland den absoluten Wärmerekord darstellen, ist in unserer Präfektur Nujiang momentan der kälteste Winter seit 85 Jahren, worüber sich einige Chinesen permanent aufregen. Egal wo man im T-Shirt auftaucht, wird man gefragt, ob man nicht gerade total friert.

Wir hatten übrigens an diesem Tag die Auswahl zwischen einem gut gefederten Mountainbike und einem feschen Damenrad mit Schutzblech, Korb und Gepäckträger. Mein Rücken, mein Hintern und meine Jacke beschwerten sich im Nachhinein, dass ich nicht das Damenrad genommen hatte, denn der Rucksack wurde immer schwerer, der Sattel immer härter und die Baustellenschlammspritzer auf meiner Jacke sahen definitiv nicht schön aus. Die Mountainbikefraktion quälte sich jedenfalls nach Hause, da wirklich alle Probleme hatten. Spaß gemacht hat es trotzdem.

An Heiligabend teilte sich die Gruppe auf und ich fuhr mit 10 Leuten nach Xiaguan, Dali-Neustadt, die wie eine typische, chinesische Großstadt aussieht, aber in der man gut Einkäufe tätigen kann. Da ich mir beim Sturz in einen der Kanäle Dalis eine meiner 3 Hosen völlig zerstört hatte und auch die anderen beiden bereits Löcher aufweisen, konnte ich mir 2 Hosen kaufen, da das in Liuku für mich schwieriger ist. Auch eine flauschige Pullijacke kam mit, während sich Ribana in einem endlosen Kampf doch für ein Paar Schuhe entschied. Im "Wonderful Shopping Center" fanden wir im 3. Stock das für Lachanfälle sorgende "Pineapple Cake Cultural Center" (zu Deutsch: Ananas-Kuchen-Kultur-Zentrum), in dem es aber unglaublich leckeren Kuchen (nach westlichem Standard) gab. Nachdem alle Weihnachts- und Wichtelgeschenke gekauft waren, fuhren wir nach Dali zurück und packten alles ein. Wir hatten uns im Hostel für das schwedische Weihnachtsbarbeque angemeldet und das hatte es in sich. Es gab leckere Salate, Würstchen, gegrilltes Fleisch und Gemüse, Brot, Käse, Obst, Crème Brulée und Bowle. Da ich mit Geschenkeverpacken am längsten gebraucht habe, fand ich keinen Platz mehr am Gruppentisch und setzte mich mit ein paar weiteren Nachzüglern zu den Franzosen, Schweizern und Chilenen an einen Tisch und sangen gemeinsam ein Loblied auf den Käse!

Nach dem Essen spielte Marie den Weihnachtsmann und verteilte die Wichtelgeschenke. Ribana bekam eine Schmuck-Haarnadel und ein Zeichenheft. Ihr Wichtel war Linda und diese schaffte es, bis zum Ende geheim zu bleiben. Ich bekam von Tom einen Angry-Birds-Wecker über den ich mich (, für den Fall, dass Tom das hier liest: wirklich, wirklich!!!) sehr gefreut habe.

Von Momme bekam ich eine Zwille und mit Luca und Momme stand ich zu dritt draußen vor dem Tor und schoss kleine Kreidestücke gegen einen Strommast, bis das chinesische, leicht angeheiterte Hostelpersonal heraus kam, da sie uns auf der Überwachungskamera gesehen hatten, und mitschießen wollte.

Von den Gongshanlern bekamen ich 1000-jährige Eier, (über die wir noch berichten werden,) und zusammen mit Ribana, die sich noch über Ohrringe freuen durfte, eine Packung FerreroRocher.

Der Höhepunkt des Abends kam aber erst, als wir uns wieder alle gemeinsam auf den Weg in die Innenstadt machten, wo die absolute Eskalation stattfand. Ca. 100 Verkäufer boten Sprühschneeflaschen an und man schaffte es kaum in die Stadt hinein, ohne nicht von irgendeinem Chinesen angesprüht zu werden. In der Stadt war man auch nirgends sicher und wenn man sich zu weit von der Gruppe entfernte, wurde es schwer gefährlich, denn wenn man dann von einem Chinesen entdeckt wurde, schrie dieser "LAOWAI" (alter Fremder --> kurz: Ausländer) und 10 Chinesen aller Altersgruppen stürzten sich bis an die Zähne mit Schnee bewaffnet auf dich.  Der Schnee-Krieg, der wirklich ein Erlebnis der besonderen Art war, dauerte bis halb 12 und wurde dann von der Polizei beendet, die dauerhaft aufpasste, dass niemand verletzt wird. Man merkte erst zu Hause, wie ungesund die ganze Sache doch war, denn ich hatte Halsschmerzen, die Augen brannten, alles klebte und stank und nicht zuletzt hatte ich sogar leichte Schatten vor den Augen, die erst nach dem zweiten Duschen am nächsten Morgen völlig verschwunden waren. Als wir mittags durch die Stadt gingen, waren nahezu alle Spuren beseitigt, denn aus leeren Flaschen kann man Geld machen und wer möchte nicht Geld machen? Die wenigen Flaschen, die nicht schon am Abend eingesammelt waren, wurden spätestens bei Tageslicht mitgenommen und so fand man vielleicht noch hier und da einen Deckel einer Flasche. Wir nahmen an diesem Tag die ruhigen Seiten der Stadt mit besuchten einen schönen Park. Abends spielten wir endlich Werwölfe und hatten auch einen Russen mit dabei, der das Spiel bis zum Schluss nicht ganz verstanden hatte, aber sich hinterher noch mit uns unterhielt und es war sehr interessant, seinen Ansichten über Länder und Grenzen mitzubekommen und er erzählte uns viel von den Minderheitenvölkern, die er in China kennengelernt und studiert hat und die sich über verschiedene Länder verteilt haben und trotzdem ein Volk sind. Er gab uns außerdem noch wertvolle Reisetipps und war für mich die interessanteste Person, die ich im Dali getroffen habe.

Am Mittwoch machte sich eine große Gruppe auf, um einen der Cangshan-Berge zu besteigen und wir wanderten über 1000 Meter den Berg hinauf und hatten eine wahnsinnige Aussicht auf die Stadt, den See und die Berge dahinter. Außerdem besichtigten wir ein taoistisches Kloster und entdeckten einige seltene Vögel und Pflanzen. (Yippieh!)

Auf dem Berg bekamen wir sogar einige Schneeflocken ab, denn dort kann sich das Wetter im Minutentakt ändern. Den kurzen, aber starken Regen verpasste ich mit meiner Bergabstiegsgruppe, da wir in einer Hütte Zuflucht fanden, aber die anderen standen das erste Mal seit vielleicht 2 Monaten wieder im Regen.

Was ich seit dem 1. September nicht mehr gemacht hatte, war eine Pizza essen und das änderte ich mit einigen anderen. Es gab sogar Thunfischpizza :-)

Am Donnerstag packten wir nur noch unser Zeug, verabschiedeten uns von allen und fuhren wieder nach Liuku zurück. Michael blieb noch 2 Nächte bei uns und die Gongshanler kamen auch für eine Nacht bei uns vorbei, in der, nachdem sie unser Weihnachtsgeschenk bekamen, Helen den mittlerweile legendären Spruch brachte: "Ihr wollt doch nur, dass wir genauso fett werden, wie ihr".

Alle Fugongler und Gongshanler kamen also auf dem Rückweg nochmal bei uns vorbei, um vor allem auch einige Kleidungskisten mitzunehmen und man verabschiedete sich mit den Worten: "Bis zu den Ferien", die immer schneller näher kommen.

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Mo

07

Jan

2013

Sportfest (Dominik)

Am 17. Dezember (,ein Montag,) wäre eigentlich ganz normal Unterricht gewesen und ich hätte mit meiner Klasse das Krippenspiel eingeübt. Wäre... Natürlich waren wir etwas skeptisch, als die Morgengymnastik-Musik die komplette Woche über erstens doppelt gespielt wurde und zweitens auch nachmittags ertönte. Man konnte auch darüber stutzig werden, dass direkt vor unserem Wohngebäude eine 100-m-Bahn aufgemalt wurde. An die Bühne mit den riesigen, mit Luft gefüllten Säulen konnten wir uns auch schon gelegentlich gewöhnen, aber wenn einem auf dem Weg zum Klassenzimmer im fünften Stock plötzlich sämtliche Schüler entgegen kommen, manche einem "Bu shang ke! (Kein Unterricht)" zurufen und der Klassenraum völlig leer ist, merkt man dann doch, dass etwas faul ist.

Es begann das Sportfest!

Was am Anfang auf dem Programm stand, war mir leider ziemlich egal, denn ich nutzte die Chance, um mal wieder auszuschlafen. Später schauten Ribana und ich dann zu, wie die Klassen den Morgengymnastiktanz vor einer Jury vorführten und in irgendwelchen Militärformationen erst antanzen und dann wieder abdampfen durften. Alles äußerst Chinesisch: Viele Leute machen zur selben Zeit die gleichen Bewegungen und es sieht (bei manchen Klassen) wirklich gut aus.

Zu den weiteren Veranstaltungen zählten "Wer trifft in einer Minute die meisten Basketbälle in einen Korb" und die normalen Sprint-Disziplinen, denen wir besondere Aufmerksamkeit schenkten, da wir dort die meisten der Schüler kannten.

Was in den ganzen chinesischen Daily-Soaps, die wir beim Abendessen in der Kantine schauen können, schon immer sehr übertrieben wird, (dramatische Zusammenbrüche, Tränen und Geschrei, nicht selten sogar erste Wiederbelebungsmaßnahmen,) wurde von den Schülerinnen unsere Schule perfektioniert. Sie sprinten los und die ersten müssen bereits nach 200 Metern aussteigen und werden wie ein sterbender Schwan von geschätzten 17 Schülern ins schattige Notzelt gebracht. Dort stehen dann 3 Schülerinnen mit einem Handtuch, die das Gesicht und die Tränen wegwischen, während andere der Schülerin die Hand halten, ihr Luft zufächern oder Wasser einflößen. Den Hauptauftritt dieser Läufe bekamen allerdings diejenigen, die es ins Ziel schafften. Die Siegerin quält sich die letzten Meter zum Ziel, läuft gegen das Zielband, schafft noch drei Schritte und bricht zusammen, bei diesem Mal haben es allerdings wirklich alle gesehen und man hört sämtliche Zuschauer aufschreien. Der Schwarm an vor allem Krankenschwester-Schülern versammelt sich um die Siegerin, um sie abtransportieren zu können. Das gleiche Prozedere wie bei der ersten Aussteigerin beginnt. Die Zweitschnellste hat nun die Aufgabe, die Spannung zu steigern. Sie schafft es, indem sie nach dem Ziel nur noch zwei Schritte packt. Die Drittschnellste schafft danach noch einen Schritt und die Viertschnellste bricht auf der Ziellinie zusammen. Die wahre Siegerin des Laufs war allerdings die Fünftschnellste, die allen die Show stiehlt und ins Ziel hineinfällt. Mehrere der Zuschauer erheben sich und sind sichtlich geschockt, die Schüler, die eigentlich ihre Freundin nach dem Ziel auffangen wollten, stehen hilflos da und wissen nicht, was sie tun sollen. Im Zweifelsfall brechen sie einfach auch in Tränen aus und tragen die Schwerverletzte ins Feldlazarett.

Mit großem Interesse und (natürlich unfreiwilliger) Belustigung betrachteten Ribana und ich wieder einmal das Geschehen von der Tribüne aus und machten Fotos :-)

 

Einen richtigen Grund zur Freude bekamen wir dann von Marlena Yang, eine der Englischlehrerinnen, die meinte, dass wir auch am nächsten Tag nicht unterrichten müssten, da das Fest zwei Tage lang sein sollte. Ach, und danach sei übrigens die restliche Woche frei...

Yippieh! Eigentlich wollten wir erst am Samstag nach Dali fahren, aber wir disponierten spontan um...

 

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So

06

Jan

2013

Weihnachten für Anfänger (Ribana)

Um die Weihnachtszeit versuchten wir unseren Schülern Weihnachten etwas näher zu bringen.
Mithilfe von gezeichneten Bildern von Santa Clause, Rentieren, Truthähnen, Geschenken usw. erklärten wir, was an Weihnachten passiert. Danach fragten wir „What´s your wish for Christmas“, und als Antwort bekamen wir zum Beispiel:
chicken,
money,
turkey, reindeer, Santa Clause,… weil sie diese Worte von der Tafel ablesen konnten,
angel (oft von den Schülern so ausgesprochen: angela)
I-Phone-5,
appel, orange, banana,
clothes,
noch mehr money,
basketball,
tiny dog,
high heels,

und ein Junge sagte: „My wish for Christmas is… she!“ und zeigte auf ein Mädchen.
Daraufhin brach die ganze Klasse in gelächter aus. Als eben dieses Mädchen dann aufgerufen wurde, sagte sie bedauerlicherweise: „My wish for Christmas is a guitar.“ Die Stimmung war für den Rest der Stunde ausgelassen und fröhlich, erst recht nachdem der Rest der Klasse beschlossen hatte, dass sie sich sehr wohl ihn wünscht. Zum Schluss kamen sie noch auf die Idee sich „Domi“ und „Libana“ zu Weihnachten zu wünschen, und wir beendeten die Stunde mit gemeinsamem „Jingle-bells“ singen.



Nachdem wir von Dali wiederkamen, wurde Weihnachten nochmals Thema in unserem Unterricht, oder genauer: die Weihnachtsgeschichte (The Story of Nativity) als Krippenspiel, gespielt von den Schülern.
Vor jeder Stunde skizzierten wir kurz Maria, Joseph, Jesus, Gott, Engel, Hotels, Hirten,… an die Tafel und erzählten der Klasse anhand des Tafelbilds die Geschichte.
Wir hatten Zettel vorbereitet, auf denen jeweils eine Rolle des Krippenspiels stand, und der Satz, den sie zu sagen hatte, und diese Zettel hatten wir an die Schüler verteilt. Danach begann der lustigste Teil: jeder Schüler, der eine Rolle abbekommen hatte, musste vorkommen und wurde verkleidet.
Maria bekam als Verkleidung z.B. einfach nur ein Kopftuch, doch das reichte schon, um die Klasse zum ausflippen zu bringen, und Josef bekam ein Lisu-Hemd (ja, es war ein eher untraditionelles Krippenspiel).
Wenn dann jede Rolle ihre Verkleidung hatte und sie sich wieder hingesetzt und ein wenig beruhigt hatten, begann das Mini-Theaterstück: „About two thousand years ago, there lived a young woman named Mary.“ – die Schülerin, die Mary spielte, musste „auf die Bühne treten“, und es war ihr natürlich immer noch unendlich peinlich, dass sie ein buntes Tuch um den Kopf gebunden hatte.
Anschließend las ein Schüler in der Rolle des Engels „You will have a special Baby, it will be the Son of God and you must call him Jesus.“ von seinem Zettel ab. Das brachte die Klasse schon etwas in Aufruhr („hihihi, die bekommt ein Baby”), aber als im Anschluss Joseph nach vorne musste, und wir erklärten „Mary is married to Joseph“ und Mary sich auch noch bei Joseph einhaken sollte, war die Klasse kaum noch zu bändigen. Handys wurden gezückt (in jeder Klasse wurde ein Teil der Stunde von mehren Schülern gefilmt oder zumindest fotografiert) und als Joseph und Mary Arm in Arm nach Bethlehem laufen sollten sangen die Schüler den Hochzeitsmarsch, daaam damdamdam…
So ging die Stunde dann weiter, ein Höhepunkt war noch das Auftreten von Ochse und Esel und die Geburt von Jesus, gespielt von einer Puppe im Lisu-Hemdchen.
Am Ende mussten sich alle, die mitgespielt hatten, verbeugen und in einigen Klassen schossen wir noch ein Gruppenbild:

Die gute Klasse, die mit Abstand am besten Englisch spricht
Die gute Klasse, die mit Abstand am besten Englisch spricht
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Mo

17

Dez

2012

35 Reissäcke (Dominik)

Im Oktober hatten wir ja Besuch von Herrn Gisler und Herrn Kong von China Radio International aus Peking. Sie haben damals einen kurzen Film über das Baumhaus-Projekt gedreht (http://german.cri.cn/1107/2012/10/16/Zt1s183789.htm) und über ihre Website einen (Kleider-)Spendenaufruf gestartet. Innerhalb von 3 Tagen kamen in der Zentrale des CRI über 2500 Kleidungsstücke an, davon ein Großteil sogar neu gekauft, jedoch alle in sehr gutem Zustand. Diese 1,6 Tonnen(!) Kleidung wurden gewaschen, zusammengelegt, in 35 große Reissäcke verpackt… und an mich adressiert. So erfuhr ich am Sonntag, dem 09.12.2012, von Yizhu, dass mich demnächst „Post“ erwartete. Am Donnerstag war es dann schon so weit und am Morgen erreichte mich ein Anruf, den allerdings Ribana angenommen hatte, und es hieß, dass Kleidung aus Peking da sei und um 14:30 abgeholt werden könne. Blöd nur, dass wir nicht genau wussten, an welcher Poststelle die Säcke ankommen würden. Wir wollten später mit Amy nachfragen, erreichten aber niemanden. Also ging ich zur Poststation in der Nähe unserer Schule. Fehlanzeige. Der Poststation auf der Ostseite. Ebenfalls Fehlanzeige. Dann rief Amy mich zurück und sagte mir, wo ich hingehen muss und am absoluten Ende von Liuku fand ich schließlich die richtige Station und stand vor 8 großen Reissäcken, die alle geschätzt 40-50kg schwer waren und auf denen mein Name und meine Handynummer stand. Ich suchte mir dann ein Taxi und wir füllten es komplett mit den Säcken aus. Mit offenem Kofferraum wurde ich zur Schule gefahren und wurde von Luca erwartet, der das Geschehen mit seiner Kamera festhalten wollte. Meine Englisch-Betreuerin, Miss Wang, stand ebenfalls vor der Schule und wollte gerade das Taxi anhalten. Dann sah sie mich und die Säcke, ihre Kinnlade klappte herunter und sie brachte ein verwirrtes „Domi?“ hervor. Wir füllten schließlich den Kleiderraum mit den 8 Säcken auf und ich ging zu Ribanas Krankenschwesterklasse, da wir eigentlich gerade Unterricht hatten. (Dazu mehr in Ribanas Artikel, der noch folgen wird.)

Am nächsten Tag kam dann der nächste Anruf und mir sagte ein Mann, dass ich die nächsten 10 Säcke holen könnte. Er korrigierte sich auf 15, auf 22, auf 25 und schließlich auf 27. Daraufhin aktivierte ich erst einmal das Kleiderteam, zusätzlich aber noch Madita und Momme und wir fuhren zur Poststation. Mit Taxen kamen wir dieses Mal nicht weiter, daher aktivierten wir unseren Stamm-Minibusfahrer und einen Mann, der leicht planlos durch die Poststation lief, eine Deutschlandjacke trug und eindeutig nichts zu tun hatte. Er qualifizierte sich jedoch durch seinen Transporter mit großer Ladefläche. 27 Unterschriften später wurden 12 Säcke mit mir zur MinzuZhongZhuan geliefert, während der Rest sich auf den Weg zur LushuiYiZhong machte, wo die Säcke in Christophs freies Zimmer gebracht wurden. In beiden Schulen wurden die Schüler zur Hilfe gerufen, mit denen solche Arbeit einfach viel schneller geht. Toll, oder? (Ribana brachte ihnen aber als Belohnung ein paar Süßigkeiten.)

 

Übrigens: Luca, Madita, Ribana und ich haben dem CRI jeweils ein 10-minütiges Telefoninterview gegeben und werden an Weihnachten im Radio zu hören sein. Sobald wir die Frequenz und Uhrzeit, oder den Internetlink bekommen, werden wir sie hier ergänzen. Außerdem kann man viele Bilder und Berichte von uns auf der Baumhaus-Facebook-Seite finden. Also: Baumhaus-Projekt liken!

 

Zum Schluss senden wir nochmal ein riesiges Dankeschön an alle Mitarbeiter des CRI und an alle, die Kleidung gespendet haben!

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Mo

17

Dez

2012

Weihnachtsstimmung? (Dominik)

Nun ist es fast soweit! Weihnachten! Aber: Was war das doch gleich? Man glaubt es kaum, es gibt Orte auf dieser Welt, an denen zieht Weihnachten unbemerkt vorbei. Das hat seine guten und seine schlechten Seiten. Glücklicherweise wurde man hier mit Weihnachtsdeko, Schoko-Nikoläusen und sonstigem Kitsch zwischen September und Dezember verschont und erst mit den Weihnachtspäckchen aus Deutschland erreichten uns die Dinge, die man eben erst im Dezember braucht. Weihnachtslieder hängen einem nicht mehr zum Ohr raus, denn man hört sie ja quasi nicht. Auch der alljährliche Weihnachtsstress fehlt völlig, was unglaublich entspannend ist. Dafür muss man auf die Unmengen an Plätzchen verzichten, die warme Fensterbeleuchtung fehlt, die Weihnachtsdüfte insgesamt gibt es einfach nicht. Wir begnügen uns daher mit Zuckerrohr, dessen Saison im Dezember so richtig begonnen hat, und kauen eben auf den großen Cellulosebrocken mit süßer Saftfüllung herum und spucken den schwer schluckbaren Rest auf die Straße, wie jeder normale Chinese auch.

Gestern jedoch (16.12.) gab es das größte Weihnachtsevent, das Nujiang bis jetzt gesehen hat: die Weihnachtsfeier der LushuiYiZhong, an der Caro, Christoph und Nora unterrichten. Die Englisch-Vorsitzende, Miss Xia, hatte sich in den Kopf gesetzt, alle 31 Freiwilligen dazu zu bringen, ein 3,5-stündiges Programm für eine Weihnachtsfeier auf die Beine zu stellen, was ihr nicht ganz glückte. Aus 31 wurden 8, die Programmlänge reduzierte sich auf 3 Stunden. Wir planten ein Krippenspiel, wobei Caro zu bedenken gab, dass religiöse Inhalte ja in chinesischen Schulen eigentlich verboten sind. Nora meinte daraufhin: Wenn die Schule eine Weihnachtsfeier haben will, muss sie damit rechnen, dass da dann auch Weihnachten vorkommt. Am Sonntagabend trafen wir uns also an der Yizhong und kamen in einen komplett weihnachtsmäßig ausgestatteten Raum, der uns zum Staunen und Kopfschütteln gleichzeitig brachte. „Die Chinesen“, seufzten wir und ließen uns an die mit Knabberzeug überladenen Tische und beobachteten die letzten Vorbereitungen für die Propaganda-Weihnachtsfeier, die komplett von einem Reporter des Nujiang-TV’s gefilmt wurde. Schließlich sangen wir dort gemeinsam Weihnachtslieder, einige Schüler sangen ebenfalls oder gaben (ziemlich professionelle!) Tanzdarbietungen zum Besten. Auch der Schulleiter, der im Weihnachtsmannkostüm auftauchte, ließ es sich nicht nehmen, einen alternativen Gangnam-Style-Tanz aufzuführen, der die Schüler völlig zum ausrasten brachte. Abgesehen vom Wichteln, bei dem sämtliche Chinesen ihrer Vorliebe zum Kitsch freien Lauf lassen konnten (und welches mit eine Kartenpackung einbrachte, die ohne System Karteikarten, Vokabellernkarten, Visitenkarten und Liebesbekundungskarten enthielt,), war das Highlight des Abends das Krippenspiel, aufgeführt von den Freiwilligen. Nora verlor spontan ihren Erzähler-Text und erzählte den Zuschauern ebenso spontan die „Story of Nativity“. Zuerst betrat die schwangere Caro die Spielfläche und bekam vom Erzengel Momme die Botschaft, dass sie Gottes Sohn bekommen wird und ihn Jesus nennen soll. Dann trat ich auf den Plan und führte als Joseph meine Frau nach Bethlehem und fand nach einer vergeblichen Suche nach einem Zimmer bei den Herbergsbesitzern Sara und Nina schließlich ein Plätzchen in Noras Stall. Dort bekam schließlich Caro ihr Kind neben dem Ochsen Sara (mit rosa Rentier-Geweih). Momme, mit einem verbogenen Kleiderbügel als Heiligenschein, erzählte nun der Hirtin Nina, dass sie nach Bethlehem gehen sollte. Danach zeigte der Stern (, Nora mit einer sternförmigen Plastikschneeflocke bewaffnet,) den „beiden“ Weisen aus dem Morgenland, Ribana und Christoph, dem Weg zum Stall. Sie stellten dort ihre beiden Geschenktüten ab und da Nora nicht wusste, ob und wie es noch weitergeht, endete das Stück etwas abrupt. An zwei Stellen diskutierten wir kurz, welches Lied wir eigentlich singen wollten, aber da unsere Lieder eh auf Deutsch präsentiert wurden, war es egal. Vollgestopft mit Sonnenblumenkernen, Mandarinen, Erdnüssen und Süßigkeiten, Teile einer JEDEN chinesischen Veranstaltung, gingen wir nach Hause.

Ich kann momentan nicht mal so richtigen sagen, dass mir Weihnachten fehlt, denn da sich das Wetter seit Mitte Oktober nur geringfügig verändert hat, (von 27° tagsüber und 15° nachts auf 23° tagsüber und 10° nachts,) stellt sich weder ein Winter-, noch ein Weihnachtsfeeling ein. Vielleicht kommt ja Weihnachten in 3 Monaten, wenn die Temperatur auf unerwartete (und unmögliche) Weise auf -15° fällt und die rot-goldene Glitzerflut durch die Läden der Stadt zieht, während auf der Straße die Barbeque-Stände der Glühwein-Waffel-Bude weichen müssen. Wir halten euch auf dem neuesten Stand.

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Do

06

Dez

2012

Kleider- und Hygieneaktion im AIDS-Dorf Ega (Dominik)

Wir trafen uns bereits um 7:30 und fuhren um 8:00 los, denn wir wollten dieses Mal richtig früh zurück sein, um noch am Mittag deutscher Zeit schon Bilder und Berichte auf der Baumhausseite veröffentlichen zu können. Um halb 11 erreichten wir auf der Höhe von Pihe, aber auf unserer Flussseite, die Straße nach Ega. Wir waren mal wieder zu dick für den Bus und mussten unten

aussteigen, da wir nicht den Berg hochkamen. Daraufhin legten wir auf 5 Kilometern 600 Höhenmeter zu und kamen um 12:00 in Ega an. Die Kinder hatten irgendwie gemerkt, dass wir angekommen waren und kletterten auf die Schulmauern, um uns begrüßen zu können. Wir kamen größtenteils doch recht abgemüht in der Schule an, denn der Weg war anstrengend und nicht alle von uns hatten sich in den Tagen davor von Erkältungen oder Grippen richtig auskuriert. Daher gingen wir langsam an die Sache heran, unterhielten uns erst einmal mit dem Schulleiter, tranken Tee und erkundeten die Schule, die ähnlich arm wie Zizhu ist: wenige Betten für viel zu viele Schüler, minimalistische Sanitäranlagen und spärlich ausgerüstete Klassenzimmer. Währenddessen spielte ein anderer Teil der Gruppe mit den Kindern. Nach „Der Fuchs geht herum“, was aber alle anderen als „Plumpssack“ kennen, konnten wir auch mit dem Hygieneteil anfangen, der dieses Mal nicht nur aus Zähneputzen bestand, sondern auch aus einem kleinen Schauspiel darüber, wie man mit einer offenen Wunde und Hautkontakt mit Blut umgehen sollte. Luca und Lennard hielten sich im Hintergrund, interviewten uns zu den einzelnen Projekten und filmten das Geschehen. Das Zähneputzen mit 63 Kindern der ersten und zweiten Klasse verlief doch etwas schleppend, da die einzigen Wasserhähne der Schule in einem kleinen Durchgang zu den Lehrerwohnungen liegen und sich eine lange Schlange bildete. Danach ging es gleich mit der Kleideraktion weiter. Es gab 10 Waisen bzw. Halbwaisen und 6 besonders arme Kinder zu versorgen und das klappte auch recht gut, da wir dieses Mal vorher besser Kleider sortiert hatten. Danach konnten wir noch ca. weitere 15 Kinder mit Kleidung versorgen, obwohl wir feststellen mussten, dass gerade die Mädchen unglaublich wählerisch sind und sich längst nicht mit dem zufrieden geben, was man ihnen angeboten hat. Nein! Da wird so lange traurig geguckt, bis man sie fragt, welches Kleidungsstück sie haben wollen und dann taucht ein breites, verschmitztes Grinsen im Gesicht des Mädchens auf und es schnappt sich in Sekundenschnelle das ersehnte Kleid/T-Shirt/was auch immer. Nach getaner Arbeit machten wir uns wieder auf den Abstieg. Wir nutzten die Chance, um noch ein paar schöne Bilder von der Schlucht und den Bergen zu machen und erreichten nach einer Stunde den Bus. Er stand bei einem kleinen Shop, der nur eingeschweißte Teile von Tieren, die man in Deutschland als unbrauchbar wegwerfen würde, und Kekse verkaufte. Danach hatte er keine Kekse mehr, weil wir doch etwas ausgehungert waren. Zu Hause stellten wir schnell die Berichte und Fotos ins Internet und gingen gemeinsam ins Stammlokal.

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Do

06

Dez

2012

„Vorbereitung einer Aktion in Ega“ alias „Miese Stimmung in Liuku“ (Dominik)

Ega ist ein kleines Bergdorf, 2 Stunden nördlich von Liuku und liegt an der Straße nach Myanmar. Laut einer chinesischen Gesundheitsorganisation, die dort Tests durchgeführt hat, sollen ca. 60% der Einwohner HIV-infiziert sein, darunter nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder. Von der Regierung wird diese Zahl nicht bestätigt, da es für die Regierung kein AIDS-Problem in Yunnan gibt. Die letzte Baumhaus-Generation war bereits in Ega und hat dort eine Aktion gestartet und wir sollten den Hygieneteil auffrischen und noch, soweit es uns möglich ist, AIDS-Präventionsmaßnahmen vermitteln.

Von Julian kam Mitte November bei der Skype-Gruppenleiterkonferenz der Vorschlag, dass wir, wenn wir schon ins AIDS-Dorf Ega fahren möchten, dass doch am besten am Welt-AIDS-Tag tun sollten, also am 1. Dezember. Von der Planung her war das relativ knapp, da im Moment sehr viele verschiedene Dinge passierten und man sich nicht auf nur eine Sache konzentrieren konnte. Da es aber hauptsächlich eine Hygieneaktion sein sollte, betraf mich die Planung erst mal nur am Rande. Erst mal. Trotzdem rief ich (naja, über Amy) in Ega (was übrigens Oga ausgesprochen wird) an, um mit dem Schulleiter dort alles abzuklären. Dort wurden wir dann auch einer Kleideraktion gefragt, die wir zuerst für nicht möglich gehalten haben, weil wir die Freiwilligen in Fugong und Gongshan und die Bergschule in Zizhu mit Kinderkleidern versorgt hatten und nicht mussten, ob überhaupt noch genug Kleider da sind. Nora, Nina, Momme und Luca durchwühlten dann aber gemeinsam den Kleiderraum (, während ich mit Fieber im Bett lag,) und stellten fest: Doch, eine Kleiderverteilung ist möglich! Damit entbrannte dann die große Diskussion, wer jetzt alles mit nach Ega fahren darf und wer nicht, denn die Streetkidsleute, darunter Ribana, wollten natürlich nicht wieder zu Hause bleiben, obwohl sie (teilweise) sehr viel beim Kleidersortieren geholfen hatten. Allerdings sollte trotzdem auch jemand vom Kleiderteam mit, dachte sich jedenfalls das Kleiderteam. Das Hygieneteam war allerdings dagegen, dass alle mitfahren, weil dann jeder etwas draufzahlen müsste. Lennard und Luca sollten allerdings auf jeden Fall mit, damit sie einen Film über die Aktion drehen können. Am Ende planten wir einen Minibus und füllten diesen mit den 3 Hygieneleuten, 2 Filmleuten, unserem Übersetzer Q und Pia und Ribana, die das richtige Streetkids-Los gezogen hatten. Der Rest hätte nur bei einer rettenden Notlösung mitgekonnt. Die kam dann später, denn Luca bestellte einen großen Minibus für 13 Leute und es konnten außer Nora alle mit, die allerdings wegen ihres Unterrichts nicht mitkommen konnte. Glück für mich! Letztendlich müssen zwar doch alle einen kleinen Teil dazu bezahlen, aber damit war das Problem gegessen. Die Stimmung in Liuku hat sich aber bis heute noch nicht erholt.

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Fr

30

Nov

2012

Wir dürfen bleiben/ Menschen sind wie Bäume/ "Call me maybe" - Ribana

Wir dürfen in China bleiben!

Also, zumindest für die nächsten 6 Monate. Denn diese Woche bekamen wir unsere neuen Visa, da unser altes Visum nur für 3 Monate gültig war. (wir konnten kein Ein-Jahres-Visum bekommen)
Deshalb mussten alle 31 Freiwilligen nach Liuku kommen, und so kam es dass wir viele Gäste an der Minzuzhongzhuan Wilkommen heißen durften. Die unschlagbare Kombi aus Matratze und eigenem Zimmer, die wir den Gästen boten, machte unsere Schule zu einem beliebten Übernachtungsort.
Zuerst übernachteten Michael und Tom aus Pihe bei uns, die ihr Visum schon früher verlängern mussten. Der Grund dafür war, dass die zuständigen Leute in Pihe meinten, ihr Visum wäre schon abgelaufen (was nicht der Fall war).
Danach besuchten uns die 4 Gongshanlerinnen (Nina Bieber, Franzi (neuerdings auch genannt: Flansch), Helen und Nadja) und Fabia und Marie aus Lajiamudi.
Natürlich war auch eine gemeinsame Runde Werwolf drinnen und wir verwendeten dafür die selbstgebastelten Karten, die mir Nina Zerche zum Geburtstag geschenkt hatte (China Edition: Werwölfe heißen Flying Pandas, Amor ist Mushu und so weiter)

Menschen sind wie Bäume

Ein Freund von uns, ein älterer Herr der einen Unesco-Ausweis hat und Kalligraph ist (wir nennen ihn meistens Maler), lud uns (ma lwieder) zum Essen ein und sagte, wir sollen unsere deutschen Freunde mitbringen, je mehr, desto besser. Also kamen Gongshan, Lajiamudi und Christopher auch mit. Wir dachten eigentlich sie wollten nur mit uns Mittagessen, aber letztendlich verbrachten wir den ganzen restlichen Tag mit dem Kalligraphen, seinen Freunden dem Profi-Erho-Spieler und dem Englischlehrer.
Zuerst spielten sie uns etwas auf einer Flöte und auf der Erho (chinesisches Instrument mit 2 Seiten, ein bisschen wie eine Geige) vor, danach brachten sie uns zum Sohn der Cousine des Malers, der am Tag darauf heiraten wollte. Für diese Hochzeit malte der Kalligraph schöne Schriftzeichen auf lange Papierbänder, die wir zuvor mit ihm gebastelt hatten.
Abends tanzten wir noch beim großen Tanzkreis mit, wo wir viele von den anderen Freiwilligen trafen und danach wollten wir eigentlich zum Barbeque, aber der Maler hatte andere Pläne.
Er kaufte für uns alle (ca. 17 Leute) Bananen und Orangen und führte uns zu einem großen Baum am Fluss. Dort aßen wir das Obst und er erzählte uns mit Nina Bieber als Übersetzerin, dass der Baum unter dem wir saßen 1000 Jahre als ist. Wir erfuhren, dass der Maler ein sehr angesehener Kalligraph ist, der zum Beispiel die Zeichen an den Brücken in Liuku gezeichnet hatte, und sich dafür eingesetzt hatte, dass ein Haus neben dem 1000-jährigen-Baum abgerissen wurde, um diesen zu schützen. Als wir fertig mit essen waren gab es noch ein Gruppenfoto und der Maler trug uns ein Gedicht und viele Weisheiten vor (zum Beispiel: Menschen sind wie Bäume oder Wasser ist Leben).
Zum Schluss gab es sogar noch Schönheitstipps: wer sich jeden Morgen das Gesicht erst mit heißem und dann mit kaltem Wasser wäscht, bekommt keine Falten.
Er gab uns den Rat, die verschiedenen Kulturen kennenzulernen, zu lernen, wie man lernt und nicht aufzuhören zu forschen (oder neugierig zu sein). Nach diesen weisen Worten gingen wir nach Hause.
Wir waren alle froh, dass Nina Bieber dabei war, die das alles für uns übersetzt hatte.

 

„Call Me Maybe“

Gestern Mittag standen wir vor dem Klassenzimmer, wo wir eigentlich Unterricht haben sollten, und es war leer. An unserer Schule passiert hin und wieder etwas Unvorhergesehenes. Zum Beispiel wollten wir einmal zu unserem Klassenzimmer(im 6. Stock!) und dort fanden wir nicht unsere Klasse vor, sondern nur 2 Doppelbetten.
Gestern fiel dann unsere Stunde aus, da die Schüler frei hatten, um sich auf dem Pausenhof anzuschauen, wie man die chinesischen Zeichen schön mit Pinsel schreibt.
Wir schauten auch kurz zu, bis ein paar Schüler, aus der Klasse die wir zu dem Zeitpunkt regulär gehabt hätten, auf mich zukamen, und mich auf Chinesisch nach Unterricht fragten.
Ich dachte zuerst, ich hätte sie falsch verstanden, denn sie wollten tatsächlich freiwillig Unterricht haben! Es kamen fast alle Schüler und sie waren sehr motiviert. Wir sangen zuerst „California here we come“, dann tanzten wir zu „Call Me Maybe“ und klatschten zu “We will rock you”. Zum Abschluss tanzte noch eine Schülerin vor der Klasse und Marie wurde auch zum tanzen gedrängt. Sie wollten auch Domi zum tanzen überreden, aber dann war leider, leider die Stunde vorbei.

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Fr

16

Nov

2012

Kleiderverteilung in Zizhu (Dominik)

Ein Versprechen, was die letzte Baumhaus-Generation vor ihrer Heimfahrt nicht mehr erfüllen konnte, war eine Kleiderverteilung im kleinen Bergdorf Zizhu, das etwa 2,5 Stunden Busfahrt nödlich von Liuku liegt.

Auch uns bereitete das Ganze etwas Schwierigkeiten, da das Dorf eine derart schlechte Zufahrtsstraße besitzt, dass wir komplett wetterabhängig waren. Vor genau einem Monat ist dadurch unser Vorhaben auch gescheitert, da man die Straße wirklich nur benutzen kann, wenn es die Tage zuvor nicht geregnet hat. Wir hatten insgesamt 3 "Übersetzer" engagiert, die teilweise sogar auf uns zukamen und helfen wollten, aber einen Tag vor der Verteilung sah es so aus, als ob alle 3 doch nicht mitkommen könnten. Zudem war es auch schwierig, den Kontakt nach Zizhu herzustellen, da wir nur die Telefonnummer des Schulleiters hatten, der tagelang nicht erreichbar war. Möglicherweise hat die Schule auch nicht immer Strom und wenn dann der Handyakku erst Mal leer ist...

Durch ein paar zufällige Kontakte konnten wir den Plan doch noch realisieren und machten uns am 11.11. morgens auf den Weg nach Zizhu. Dabei waren Caro, Momme und Madita vom Hygieneteam, Luca, Nora, Nina und ich vom Kleiderteam und MähMäh Yang, ein 13-jähriger Schüler von Caro und Nora, der richtig gut Englisch spricht und für uns übersetzen konnte.

Wir fuhren bis Pihe im Kreis Fugong und warteten dort auf Tom, Micha, Marlena und Elena, die alle zur Fugong-Gruppe gehören, aber uns helfen wollten, damit sie selbst für ihre erste Kleiderverteilung eingeübt sind. Ab Pihe fährt man wieder auf der anderen Flussseite ein ganzes Stück zurück und befindet sich dann auch wieder in unserem County Lushui. Nun ging es steil den Berg hinauf und man hatte durchgehend ein mulmiges Gefühl im Bauch, weil der Abgrund weder gesichert, noch weit von uns entfernt war. Daran muss man sich in China allerdings gewöhnen. Wenn einem dann noch ein Bagger oder LKW entgegenkommt, steigt die Panik zwischenzeitlich, aber die Chinesen sind Meister der Millimeterarbeit und bis jetzt haben wir noch keinen Unfall erlebt. Einen Teil des Aufstiegs mussten wir auch zu Fuß erledigen, da wir für den Minibus zu schwer waren und es nicht mehr weiterging. "Irgendwie" schafften wir dann auch noch die letzten Kilometer und erreichten sogar früher als geplant die kleine und äußerst arme Bergschule. Der Nujiang liegt dort in etwa 1000 Meter Höhe, die Schule und das Dorf Zizhu auf ca. 1800m über nN und die höchsten Berge, die man rundherum sieht, haben weiße Wipfel und ragen über 4000 Meter in den Himmel. Das Klima in Zizhu ist somit um einiges kälter, als in Liuku, aber mit Schnee müssen die Kinder dort trotzdem nicht rechnen. Dennoch wird es kalt genug, da die Räume dort alle offen und somit wenig isoliert sind.

 

Wir wurden von einigen Lehrern und dem Schulleiter begrüßt und auch ein paar der Kinder waren zu aufgeregt, um in ihren Klassenräumen zu bleiben und wollten einen ersten Blick auf uns erhaschen. Wir machten uns erst einmal in aller Ruhe ein Bild von der Schule und den Kindern und ließen uns etwas herumführen. Die Bedingungen der Schule sind wirklich schlecht. Die Schüler schlafen zu dritt in ihren kleinen Betten, haben wenige Kleider, teilweise sogar zerrissene und es gibt quasi keinen Strom. Fließendes Wasser gibt es scheinbar auch nur an einem Wasserhahn. Die Toiletten sind kleine Plumpsklos, ohne richtige "Abflussmöglichkeiten" und auch der Gestank und die Menge an Fliegen waren nicht sehr einladend.

Von den 101 Schülern dort waren nur etwas mehr als 80 anwesend, da einige Kinder wohl krank zu Hause sind oder aus sonstigen Gründen nicht in der Schule sein können.

Wir fingen nun mit unserem Programm an. 18 Schüler, die entweder Waisen oder die ärmsten Kinder dort sind, versorgten wir mit Zahnbürsten und brachten ihnen Zähneputzen bei. Zwar hatten die Kinder trotz fehlender Zahnbürsten ziemlich weiße Zähne, aber hinterher bemerkten wir, dass die meisten Kinder doch Zahnfleischentzündungen hatten, da die Zahnpasta, die sie ausspuckten, bei fast allen rot war. Die anderen Kinder wurden von uns mit Spielen und Liedern auf dem kleinen Sportplatz beschäftigt. Wir hätten gerne alle Kinder mit Zahnbürsten versorgt, aber uns wurde eine falsche Zahl benötigter Zahnbürsten durchgegeben, weswegen wir den Rest so schnell es geht nachliefern werden. Diese 18 Kinder kamen danach in den Kleiderraum und wurden jeder mit einer Hose und einem Oberteil ausgestattet. Ein Problem hierbei war, dass im Vorfeld nur von Erst- und Zweitklässern die Rede war. Darunter waren allerdings auch teilweise 14-jährige Kinder, die aus Myanmar geflüchtet waren und kein Chinesisch können, weswegen sie quasi von vorne anfangen müssen. Für Kinder in der Größe waren wir jedoch nicht vorbereitet und mussten etwas improvisieren. Nachdem diese Kinder schließlich ausgestattet waren, holten wir noch ca. 10 weitere Kinder herein, die beim Spielen durch besonders schlimme Kleidung aufgefallen waren.

Die Kinder freuten sich sehr über die Kleidung und wollten uns hinterher gar nicht wieder gehen lassen. Sie liefen uns bis zum Bus hinterher, sangen Lieder für uns und winkten uns so lange, bis wir außer Sichtweite waren.

Wir ziehen aus der ganzen Aktion ein positives Fazit und bleiben mit dem Schulleiter in Kontakt, der uns Bescheid geben wird, wenn wir wieder gebraucht werden.

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Diese luden uns dann zum Essen in ein Restaurant mitten in Kunming ein. Auf dem Weg konnten wir uns auch ein erstes Bild von einer chinesischen Stadt machen. Viele Autos und Motorräder, viel Lärm und viel zu wenig Platz auf den Straßen. Eine rote Ampel bedeutet scheinbar nicht, dasman sofort anhalten muss und wenn die Straßen dann komplett blockiert sind, hupen alle einfach so lange, bis einer aufgibt und Platz macht.

Chinesisch Essen gehen: Unsere Gruppe saß nun also an verschiedenen runden Tischen mit Drehscheiben. Für die meisten war es das erste, richtige chinesische Essen mit einem Schälchen, Stäbchen und einem kleinen Teller, der (,wie sich später herausstellte,) nur für die Essensreste gedacht war.

Nun wurden verschiedene Platten mit Gerichten gebracht und nur bei den wenigsten konnten wir uns denken, wie es schmecken würde. Deswegen brauchte es für jedes neue Essen einen "Freiwilligen", der sich traute, etwas zu probieren, während alle anderen gespannt zuschauten, wie er darauf reagierte (von Entsetzen über starken Schmerzen-->scharf bis hin zu vertäumten Blicken bei wirklich leckeren Sachen war alles dabei).

Nach dem Essen mussten wir sofort weiter nach Liuku fahren und vor dem Restaurant wartete bereits der abenteuerlichste Teil unserer Reise: der Nachtbus!

 

In einem deutschen Bus dieser Größe hätten vielleicht 15 Betten (Schlafkojen) reingepasst, aber die Chinesen schaffen da doch deutlich mehr! Alle 34 Leute hatten einen Schlafplatz und 2 Betten blieben sogar frei. Viel Platz hatten wir zwar nicht, aber lustig war es trotzdem. Zitat Michael: Ich schlaf lieber gleich ein, sonst sterb' ich hier noch vor Angst. (Manchmal war der Abstand zwischen Bus und den LKW's links und rechts auf wenige (2, 3?!) Zentimeter gesunken.)

Da wir schon einen anstrengenden Tag hinter uns hatten und es auch schlagartig dunkel wurde, konnten wir größtenteils schlafen. Wenn man zwischenzeitlich wach wurde, merkte man, dass man sich dem Ziel Liuku immer weiter näherte, denn die Lichter wurden immer weniger, die Berge immer höher und steiler und man bekam immer öfters Druck auf den Ohren. Außerdem war es immer interessant zu sehen, dass abwechselnd Lucas Fuß und Lucas Arm zwischenuns lag. Wie er es geschafft hat, sich in seinem Bett umzudrehen, haben wir bis jetzt noch nicht herausgefunden...

Bei einem 2-stündigen Aufenthalt auf einem "Rastplatz" machten wir dann die angenehme Erfahrung, dass man sich auf die Toiletten in Yunnan nicht nur nicht hinsetzen sollte, sondern gar nicht hinsetzen kann, denn sie bestehen aus einem "Loch" im Boden und zwischen diesen einzelnen Löchern gibt es nur sehr niedrige (bauchnabel-hohe) Trenn-Mäuerchen. Über die hygiensichen Zustände dieser Örtlichenkeiten schweigen wir hier außerdem besser. Wenn wir zurückkommen, werden wir auf deutschen Rasthöfen sicherlich bedenkenlos barfuß laufen.

Gegen 6 Uhr morgens (Chinazeit) erreichten wir dann endlich Liuku, unsere Heimatstadt für das nächste Jahr. Es regnete leicht und die Stadt selbst war noch ziemlich ruhig, nur die ganzen Garküchen auf der Straße begannen bereits mit ihrer Arbeit.

Wir hatten dann noch circa 3 Stunden in einem Hotelzimmer mit Toilette, Dusche(wobei Dominiks kaputt war...) und einem bequemen Bett Zeit, bevor unser straffes Tagesprogramm losging. Manche (Ribana und 90% des Rests) nutzen die Zeit um lange, ausgiebig und erholsam zu schlafen, während andere (Dominik und Christoph) bereits Liuku erkundeten und frühstückten.

Den Treffpunkt um 10:45 verschlief in etwa 2/3 der Gruppe, aber damit hatten Julian und die anderen beiden "Ehemaligen", Fiona und Manuel, bereits gerechnet und Extrazeit einkalkuliert, was seeeeehr nett von Ihnen war.

Dann trafen wir uns mit Miss Wan und Mr. Duan zum Mittagessen, bei dem auch noch ein paar andere, wichtige Menschen und ein Fernsehteam vertreten, die blöderweise Nahaufnahmen von unseren ungelenkigen Essversuchen gemacht haben. Um unsere Gastgeber bei Laune zu halten, mussten wir hinterher ein paar Lieder spontan singen. Wir entschieden uns für "Heo, spann den Wagen an", "Lemon Tree", "Bruder Jakob" und "Wonderwall". Direkt danach trafen wir uns mit dem Bildungsministerium von Nujiang, der Präfektur, von der Liuku die Hauptstadt ist. Dort waren verschiedene wichtige Leute anwesend und in mehreren Reden wurden wir begrüßt, uns für unsere Hilfe bedankt und uns erklärt, was wir hier dürfen und was nicht. Zum Abschluss sagte einer der Männer: "Und nun zeigen uns die Deutschen ihr Programm, dass sie für uns vorbereitet haben". Nun wurden verschiedene verwirrte Blicke ausgetauscht... und wir sangen "Heo" und "Lemon Tree"!

Am Ende der Veranstaltung wurden wir unseren Schulvertretern vorgestellt. In unserem Fall waren das die Englisch-Lehrerinnen Miss Wang und Amy, die bereits zuvor die Reden übersetzt hatte, wodurch wir schon wussten, dass sie sehr gut Englisch sprach. Nach einem weiteren Essen mit allen Englischlehrern, bei dem wir seltsame Sachen wie Hühnerfüße, Schweinemagen und -lunge gegessen haben (Amy's Kommentar dazu: In der chinesischen Medizin sagt man, dass es dem eigenen Körperteil besser geht, das man von Tieren gegessen hat), konnten wir mit Amy über einige, typische Essenregeln und Gerichte sprechen und sie zeigte uns z.B. wie sie chinesische Hamburger machen. Zum Trinken gab es neben Tee dieses Mal auch Bier und sämtliche Minister, Polizeichefs und Lehrer wollten mit uns "anstoßen", was hier allerdings Bierglas leeren bedeutet. Den ganzen Abend über warteten wir auf unseren Schulleiter, Mr. Zi, der dann aber nur kurz zum Tisch kam, "Trinkt mehr!" sagte, allen eingoss, prostete und wieder verschwand. Wie wir später hörten, kam er zum Essen mit seiner eigenen Schnapsflasche und wirkte auch später noch etwas "benebelt".

Zum Schluss holten wir nur noch unser Gepäck und fuhren mit unseren Lehrern und Fiona, die auch noch an unserer Schule wohnt, zur Minzu Zhong Zhuan. Nach einer "komplizierten" Zimmerverteilung durften wir uns endlich ins Bett legen.

Das war "quasi" der erste Tag.

 

 

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