Fionas Einführung ins Freiwilligenleben

Für unsere erste Woche gab es kein offizielles Programm. Unsere einzigen Aufgaben lauteten: Akklimatisieren, an die Umgebung gewöhnen und die fremde Kultur kennenlernen. Und wie geht das besser als mit einem persönlichen Tourguide? Fiona, die Freiwillige vom letzten Jahr, die gerade in Ihrer „Verlängerung“ steckt, hat bereits den letzten Monat an unserer Schule gelebt, generell das gesamte Jahr in Liuku und Umgebung verbracht und wird noch bis zum 1. Oktober hier bleiben und uns in sämtliche Projekte einführen. Nachdem sie mit uns am letzten Abend noch eine kurze Schulführung gemacht hatte, gingen wir nun los, um die Stadt zu erkunden. Da Fiona noch einiges für das Streetkids-Projekt machen musste, (mehrere Kinder aus den Slums mussten in Schulen in der Umgebung untergebracht werden,) frühstückten wir nur schnell (,es gab eine Art Hefebrot mit Sojamilch,) und gingen zu einer Schule, dessen Schulleiter wohl den größten Einfluss aller Schulleiter Liukus hat, mit dessen Hilfe Fionas Vorhaben gelingen könnte. Wir zwei hatten keine Ahnung, wie das Gespräch verlief, da wir den Schulleiter überhaupt nicht verstehen konnten. Zwar sagte seine Mimik, Gestik und sein Tonfall „Ich will nicht! Geh weg!“, aber Fiona ging mit uns glücklich aus seinem Büro heraus und sagte: „Das war der freundlichste Schulleiter, mit dem ich bis jetzt geredet habe!“…

Nun, da wir für 5 Straßenkinder eine Zusage hatten, mussten wir die 5 Jungs, die zur Minderheit der Lisu gehören, allerdings erst einmal finden und zur Schule bringen. Auf dem Weg in das Streetkids-Dorf sammelten wir Nina und Momme ein und kletterten durch Maisfelder, über einen Bach und über Hügel, die durch den leichten Regen völlig aufgeweicht waren. Zitat Fiona: „Da vorne sind manchmal Hunde. Die sind nicht gefährlich. Ich nehm‘ trotzdem Mal ‘nen Stock mit!“ Das Dorf bestand aus 3 Hütten, die aus den verschiedensten Sachen gebaut waren, die die Leute in Liuku gefunden hatten. Der Boden bestand aus Lehm und generell waren sie sehr „luftig“. Mittendrin spielten ein Paar Kinder, die nur sehr schmutzige Kleider oder auch nur ein T-Shirt anhatten. Als sie Fiona sahen, rannten sie alle aufgeregt zu ihr und ließen sich „knuddeln“. Uns gegenüber waren die Kinder allerdings eher schüchtern. Dann trafen wir auch ein Paar der Eltern, die uns in eine der Hütten einluden und uns eine Tasse Tee gaben. Fiona unterhielt sich mit Ihnen auf Lisu und wir verstanden noch weniger. Nach und nach trudelten die Jungs (und ein paar Hühner) ein und wir konnten zusammen mit ihren Vätern zu ihrer neuen Grundschule gehen. Der Weg führte einen sehr steilen und rutschigen Hügel hoch, wobei die Lisu-Männer problemlos hochliefen und uns mitschleiften. Nach einer Weile kamen wieder Häuser und wir sahen ein paar streunende Hunde, darunter ein Welpe, der uns den weiteren Weg verfolgte, und wir sammelten auch noch Pia und Sara auf dem Weg ein. An der Schule angekommen, wurden wir neugierig von den vielen Grundschülern empfangen. Nach ein paar heftigen Diskussionen kam Fiona aus dem Büro des Schulleiters und es stand doch noch nicht fest, ob er die 5 Jungs aufnehmen würde. Fiona fuhr daraufhin wegen weiteren „Verhandlungen“ weg und wir 6 Freiwilligen machten uns auf den Weg zurück zu unseren Schulen. Auf dem Markt in Liuku kauften wir noch einige Sachen ein und konnten bei ersten Handelsversuchen kläglich scheitern. Die Mangostane, auberginenfarbene Früchte in Tomatengröße, deren Blätter man zuerst entfernt, um danach den Daumen in die „offene Stelle“ drücken zu können, sie aufzureißen, das weiße, mandarinenförmige, nach Würmern aussehende, wahnsinnig lecker schmeckende Fruchtfleisch essen zu können, waren schon echt teuer. Die Pomelo-Verkäuferin (, Pomelos sind riesige Zitrusfrüchte und eine Mischung aus Pampelmuse und Grapefruit,) hatte dann aber wohl doch noch Mitleid mit uns und schenkte uns wenigstens einen Pfirsich.

Abends kehrte Fiona zurück und könnte immer noch keine guten Neuigkeiten bringen, die kamen allerdings am nächsten Morgen und alle 5 dürfen nun zur Schule gehen. Dafür stellte Fiona uns einige ihrer Schüler vor und wir wurden unsanft in ihre Räume gezerrt, mussten Gitarre spielen und singen und probierten, uns auf Englisch mit ihnen zu unterhalten. Es klappte so halb und wir benutzen chinesische und englische Fetzen und unsere Hände. Der zweite Tag war zu Ende gegangen.

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