Englischunterricht, Dschungelsafari und Kiwis (Dominik)

Nun war es endlich so weit. Unsere erste Unterrichtsstunde stand bevor. Wir hatten uns um 10 Uhr morgens mit Frau Wang im Englisch-Lehrerzimmer verabredet und waren ursprünglich davon ausgegangen, dass wir uns nur mit in die Stunde setzen und zuschauen. Dann jedoch wurde uns noch am Abend zuvor gesagt: „Hey, wie wär’s wenn ihr selbst ein paar Minuten auf Englisch etwas über euch erzählt?“ Dass wir dann aber die komplette Doppelstunde halten mussten, während alle 7 Englischlehrer uns zuschauen, wussten wir erst 10 Minuten vor Stundenbeginn…

Etwas nervös waren wir dann schon, als wir den Klassenraum betraten und plötzlich alle Augen auf uns gerichtet waren, allerdings kam im letzten Moment noch Fiona als Unterstützung hinzu und ab dann war das Ganze kein Problem mehr. Wir stellten uns zunächst nicht vor, sondern sagten den Schülern nur unseren Namen und gaben ihnen die Aufgabe, sich Fragen aufzuschreiben, die sie uns stellen wollen. Bereits nach wenigen Minuten merkten wir, dass fast alle Schüler bereits völlig mit dieser Aufgabe überfordert waren und kaum eine Frage ohne Mühe aufschreiben konnten. Daher verlief die Stunde dann auch relativ zäh, jedoch hatten die Schüler Spaß dabei, zuzusehen, wie ihre Mitschüler verzweifelten und vor Scham im Boden versinken wollten. Obwohl die Schüler genauso alt wie wir sind, sind sie so schüchtern, dass man sie fast zwingen muss, vor uns den Mund aufzumachen. Danach brachten wir ihnen spontan die englische Version von Bruder Jakob bei. Beim Singen sind die Chinesen übrigens überhaupt gar nicht schüchtern und brüllen sämtliche Lieder so laut es nur geht.

Da die Schüler sehr daran interessiert waren, was wir nach China studieren möchten, hatten wir uns für die zweite Stunde überlegt, sie zu fragen, was sie nach der Schule werden möchten. Blöderweise hatten wir nicht bedacht, dass die Klassen der Berufsschule nach Berufsgruppen eingeteilt und nicht durchgemischt sind und so unser Konzept nicht ganz aufging, weil alle fast gleichzeitig „nurse“ (Krankenschwester) antworteten. Schlecht für uns, Glück für sie. Jedoch hatten wir einen Plan B und wir gaben den Schülern die Aufgabe sich vorzustellen, was sie als Schulleiter machen würden. Dabei tauten sie etwas auf und hatten ziemlich viel Spaß.

 

Nach der Stunde gingen wir 3 mit allen Englischlehrern in ein Restaurant der Dai-Minderheit und diese isst ziemlich sauer. Herr Li, mein Sitznachbar, füllte mehrfach mein Schälchen auf, unter anderem mit paniertem Knorpel von Hühnerfüßen, welche ich dann möglichst unauffällig unter dem Tisch entsorgte (, was hier ja aber auch so üblich ist).

Wir fuhren am Nachmittag zur Grundschule, die die 5 Streetkids-Jungs aufgenommen hatte und wollten mit zwei von den Vätern dieser Jungs einen Weg zu ihrem Zuhause finden, der nicht an den aggressiven Hunden vorbeiführt. Die Männer hatten auch eine Idee und ein kurzes Stückchen folgten wir dem Weg, der dann aber aufhörte. Wir liefen dann ein kurzes Stück durch ein Maisfeld und „Dickicht“, in der Hoffnung, dass der Weg wieder weiterging, was dieser allerdings nicht tat… Nach einem abenteuerlichen Weg durch den Dschungel kamen wir leicht verdreckt und durchgeschwitzt in ihrem Dorf an und waren einer Meinung, dass der Hundeweg der bessere ist.

 

Abends trafen sich 9 Leute der Liukugruppe zum Essen und zufällig kamen 3 Neuseeländer vorbei, die wir sofort hereinwinkten und mit denen wir uns lange unterhielten. Sie bedienten alle nur denkbaren Neuseeländer-Klischees (Weiße Haut, Sonnenbrand, Sommersprossen, Bier, Meeresbiologen, Tauchen, Angeln, mit Haien Schwimmen, Bungee-Jumping ist langweilig geworden, lustiger Dialekt…) und wir hatten eine Menge Spaß. Sie waren zu einer Hochzeit in China eingeladen und wollten nun Nujiang noch etwas erkunden. Auf dem Rückweg kommen sie vielleicht auch noch einmal vorbei. Außerdem hatten die Neuseeländer eine Chinesin im Schlepptau, die sie zufällig auf der Straße getroffen hatten, die auch Fiona und Manuel kannte und im selben Büro wie Sue arbeitet, von der wir wissen, dass sie Fiona als Spitzel der Regierung beobachtet. Je länger ich mit ihr redete, desto klarer wurde mir, dass sie nicht zufällig mit uns im Restaurant saß…

Vollgestopft (zur Krönung des zweiten Restaurantbesuchs kauften wir uns noch eine Erdnussmilch, nach der Ribana und ich schon süchtig geworden sind) rollten wir ins Bett. Das schlimmste an China ist, dass man ständig isst.

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Kommentare: 1
  • #1

    Centrifugal Juicer (Freitag, 26 April 2013 13:32)

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