Hochzeit, Jiakedi, Mondfest, Nationalfeiertag

Am Samstag waren wir spontan auf der Hochzeit von einer Freundin von Muxinglans Schwester eingeladen. Zu einer Hochzeit eingeladen zu sein bedeutet in China: Essen.
Wir wurden in ein Hotel geführt wo ca. 800 andere Leute gegessen haben, alles Freunde von Freunden des Brautpaares. Braut und Bräutigam müssten übrigens den ganzen Tag vor dem Hotel stehen und die Gäste willkommen heißen, und zwischendurch kurz in den Essensraum kommen um den Gästen zuzuprosten. Ein sehr betrunkener Chinese kam zu unserem Tisch und animierte uns zum trinken, und so probierten wir unseren ersten Baijou (schmeckt wie Tequilla nur ekliger).
Uns wurde noch der Leader eines kleinen Dorfes zwischen Liuku und Fugong vorgestellt und danach wurde ich spontan dazu überredet mit Muxinglan zu ihrer Familie nach Jiakedi zu fahren.
Domi und Fiona erklärten sich bereit meine Stunden zu übernehmen (vielen Dank dafür!). Ich hatte keine Zeit mehr in mein Zimmer zu gehen, um zum Beispiel einen Pulli, andere Schuhe oder meinen Foto zu holen, weil wir sofort los mussten.

Es war wohl die spontanste Reise die ich je hatte.
Im Minibus auf der Hinfahrt brachte ich Muxinglan „Eh oh spann den Wagen an“ bei und sie mir danach ein chinesisches Lied über einen Sohn und seine Mutter.
Muxinglan ist sehr cool und lustig und verrückt und wir werden sicher noch viel Spaß mit ihr haben.
Abend kamen wir in dem kleinen Dörfchen Jiakedi an, nachdem ein Freund von Muxinglans Schwester uns die Straße hochgefahren hat, die den Namen Straße eigentlich nicht verdient hat, weil sie viele Schlaglöcher hatte und eher wie ein steiler, matschiger Weg war.
Muxinglans Mutter, Stiefvater, ihr kleiner Hund und ihre Katze empfing mich sehr herzlich in ihrer kleinen Holzhütte. Es war schön mit der Familie zusammenzusitzen, wir aßen Obst, die Katze lag auf meinem Schoß und wir versuchten uns zu unterhalten. Leider kann ich noch nicht viel Lisu, aber jedes Wort, das ich auf Lisu sagte, wurde gefeiert. In Muxinglans Zimmer steht nichts außer einem Bett, in dem wir beide geschlafen haben.
Die Mutter kochte am nächsten Morgen Huhn und Fisch, ich hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil sie das nur deshalb gekocht hatte, weil ich zu Besuch war, und die Mutter schaufelte mir immer wieder Fleisch in meine Schüssel, bevor ich auch nur „Ma Za“ (nicht essen) denken konnte. Zum Glück hatte ich mit Muxinglans Hilfe vorher so etwas wie Müsli als Gastgeschenk gekauft, worüber die Mutter sich sehr freute.
Nach dem Essen gingen wir in die Kirche und ich musste vor der gesamten Gemeinde etwas vorsingen. Muxinglan sang mit mir „Eh oh spann den Wagen an“ und danach sangen wir „Nehmt Abschied Brüder“, ich auf Deutsch und sie auf Lisu.
Nachmittags fuhren wir nach Fugong und Muxinglan stellte mir ihre Freunde vor, die sie noch aus der Grundschule kannte und wir aßen zusammen sowas wie Pommes und Hühnerfüße.
Dazu hatten wir aber nur wenig Zeit weil ich abends wieder an meiner Schule sein musste.

Dominik: In der Zwischenzeit traf ich mich mit Fiona und Celia, die wieder aus ihrem Urlaub zurück waren und obwohl wir alle müde waren, gingen wir abends nochmal in die Innenstadt, weil Celia Hunger hatte und es ihr letzter Abend in China war. Aus Hunger wurde Joker Bar und aus Joker Bar wurde Club und so kamen wir nachts um halb 3 nach Hause. Der Club gehört zu meinen gruseligsten Erfahrungen bis jetzt, was an verschiedensten seltsamen Menschen lag. Ein betrunkener Chinese gab mir jedenfalls den chinesischen Namen Feifei, was soviel wie „Flieg!Flieg!“ bedeutet. Viel mehr erzähle ich besser nicht.

Am nächsten morgen war ich eigentlich viel zu müde für Unterricht (von 8 bis 11…), aber das ging auch einigen Schülern so, denn durch die ganzen Feste in dieser Woche waren die meisten nicht ganz ausgeschlafen. Mittags musste ich spontan ins Krankenhaus kommen, da eine Frau aus dem Slum starke Zahnschmerzen hatte, aber Fiona kein Geld dabei hatte, um die Medizin zu bezahlen. Zu dem Zustand chinesischer Krankenhäuser schreiben wir sicherlich nochmal etwas, da wir dort momentan öfters mal hinmüssen. Abends war dann endlich das lang ersehnte Mondfest gekommen und ich war in 3 verschiedenen Klassen dazu eingeladen. Celia wurde von Fiona zum Busbahnhof gebracht, Ribana war immernoch nicht zurück und daher ging ich alleine zum Fest, ohne zu wissen, was mich erwartet. Ich ging also in das Schulgebäude hinein und wurde in sämtliche Räume hineingezerrt, da alle Schüler mich bei ihrer Feier dabeihaben wollten. Im (eigentlich) richtigen Raum angekommen, wurde ich an einen Tisch gesetzt, mit Obst, Nüssen und Getränken erschlagen und beobachtete das Ganze. Meine sonst so schüchternen Schüler waren völlig aus dem Häuschen, warfen mit Konfetti, sangen Karaoke und tanzten ausgelassen. Ich selbst musste bei mehreren Spielen mitspielen, die ich zwar größtenteils nicht Verstand, aber sie hatten Spaß. Außerdem sang ich dort und insgesamt in ca. 20 anderen Klassen „Baby“ (Justin Bieber) und fragte mich die ganze Zeit: Wo ist eigentlich…

Ribana: Endlich erreichte ich die Schule, und musste sofort ins Schulgebäude. Schon von außen hörte ich den Lärm und auf den Gängen liefen Schüler mit Tortenverschmierten Gesichtern herum. In einem Raum entdeckte ich Domi und Fiona und als die Schüler mich sahen wurde ich ins Klassenzimmer gezogen, es wurden viele Fotos gemacht, wir sangen Justin Bieber und tanzten zu Ali Dali (Lisu-Trinklied) im Kreis.

 


Der Nationalfeiertag war typisch chinesisch: alles war übertrieben groß, laut und bunt.
Auf der Bühne wurden zunächst feierliche Reden gehalten, danach tanzten die verschiedensten Minderheiten in Trachten und ausgefallenen Kostümen. Das Bühnenbild bestand aus mehreren Reihen Chinesen, die sich immer passend zur Show umzogen, und das so schnell das man es fast nicht bemerkte. Vor der Bühne war ein Meer aus Chinesen, die alle an den passenden Stellen mit ihren China-Fähnchen wedelten und mit kleinen Plastikhändchen Lärm machten. Dann gab es noch einen riesigen Tanzkreis, in dem Lisutänze getanzt wurden. Zwischendurch wurde Dominik herausgezogen, um Nujiang-TV ein kurzes Interview zu geben (How do you feel today, was er mit einer Lobeshymne auf den Abend beantwortete und alle glücklich machte). Außerdem gab es freien Alkohol und sämtliche Leute wollten mit uns anstoßen.
Zum Abschluss gab es noch ein dezentes Feuerwerk.
(Naja, es war eines der größten Feuerwerke, die wir je gesehen haben…)

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Kommentare: 1
  • #1

    Silke Zorn (Mittwoch, 24 Oktober 2012 01:45)

    Hallo ihr zwei :),

    ich finde es gut, dass ihr oft den Namen des Autors hinter die Überschrift schreibt. Dann weiß man, wer der Ich-Erzähler ist :).

    Seid ihr sicher, dass ihr genug zu essen bekommt?^^

    Vielen Dank auch für die Bilder, auf die freue ich mich immer am meisten!

    Grüße aus dem fernen Deutschland,
    Silke

 

 

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