Sportfest (Dominik)

Am 17. Dezember (,ein Montag,) wäre eigentlich ganz normal Unterricht gewesen und ich hätte mit meiner Klasse das Krippenspiel eingeübt. Wäre... Natürlich waren wir etwas skeptisch, als die Morgengymnastik-Musik die komplette Woche über erstens doppelt gespielt wurde und zweitens auch nachmittags ertönte. Man konnte auch darüber stutzig werden, dass direkt vor unserem Wohngebäude eine 100-m-Bahn aufgemalt wurde. An die Bühne mit den riesigen, mit Luft gefüllten Säulen konnten wir uns auch schon gelegentlich gewöhnen, aber wenn einem auf dem Weg zum Klassenzimmer im fünften Stock plötzlich sämtliche Schüler entgegen kommen, manche einem "Bu shang ke! (Kein Unterricht)" zurufen und der Klassenraum völlig leer ist, merkt man dann doch, dass etwas faul ist.

Es begann das Sportfest!

Was am Anfang auf dem Programm stand, war mir leider ziemlich egal, denn ich nutzte die Chance, um mal wieder auszuschlafen. Später schauten Ribana und ich dann zu, wie die Klassen den Morgengymnastiktanz vor einer Jury vorführten und in irgendwelchen Militärformationen erst antanzen und dann wieder abdampfen durften. Alles äußerst Chinesisch: Viele Leute machen zur selben Zeit die gleichen Bewegungen und es sieht (bei manchen Klassen) wirklich gut aus.

Zu den weiteren Veranstaltungen zählten "Wer trifft in einer Minute die meisten Basketbälle in einen Korb" und die normalen Sprint-Disziplinen, denen wir besondere Aufmerksamkeit schenkten, da wir dort die meisten der Schüler kannten.

Was in den ganzen chinesischen Daily-Soaps, die wir beim Abendessen in der Kantine schauen können, schon immer sehr übertrieben wird, (dramatische Zusammenbrüche, Tränen und Geschrei, nicht selten sogar erste Wiederbelebungsmaßnahmen,) wurde von den Schülerinnen unsere Schule perfektioniert. Sie sprinten los und die ersten müssen bereits nach 200 Metern aussteigen und werden wie ein sterbender Schwan von geschätzten 17 Schülern ins schattige Notzelt gebracht. Dort stehen dann 3 Schülerinnen mit einem Handtuch, die das Gesicht und die Tränen wegwischen, während andere der Schülerin die Hand halten, ihr Luft zufächern oder Wasser einflößen. Den Hauptauftritt dieser Läufe bekamen allerdings diejenigen, die es ins Ziel schafften. Die Siegerin quält sich die letzten Meter zum Ziel, läuft gegen das Zielband, schafft noch drei Schritte und bricht zusammen, bei diesem Mal haben es allerdings wirklich alle gesehen und man hört sämtliche Zuschauer aufschreien. Der Schwarm an vor allem Krankenschwester-Schülern versammelt sich um die Siegerin, um sie abtransportieren zu können. Das gleiche Prozedere wie bei der ersten Aussteigerin beginnt. Die Zweitschnellste hat nun die Aufgabe, die Spannung zu steigern. Sie schafft es, indem sie nach dem Ziel nur noch zwei Schritte packt. Die Drittschnellste schafft danach noch einen Schritt und die Viertschnellste bricht auf der Ziellinie zusammen. Die wahre Siegerin des Laufs war allerdings die Fünftschnellste, die allen die Show stiehlt und ins Ziel hineinfällt. Mehrere der Zuschauer erheben sich und sind sichtlich geschockt, die Schüler, die eigentlich ihre Freundin nach dem Ziel auffangen wollten, stehen hilflos da und wissen nicht, was sie tun sollen. Im Zweifelsfall brechen sie einfach auch in Tränen aus und tragen die Schwerverletzte ins Feldlazarett.

Mit großem Interesse und (natürlich unfreiwilliger) Belustigung betrachteten Ribana und ich wieder einmal das Geschehen von der Tribüne aus und machten Fotos :-)

 

Einen richtigen Grund zur Freude bekamen wir dann von Marlena Yang, eine der Englischlehrerinnen, die meinte, dass wir auch am nächsten Tag nicht unterrichten müssten, da das Fest zwei Tage lang sein sollte. Ach, und danach sei übrigens die restliche Woche frei...

Yippieh! Eigentlich wollten wir erst am Samstag nach Dali fahren, aber wir disponierten spontan um...

 

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