Silvester (Dominik)

Anfang Dezember hatten wir in einer spontanen Idee beschlossen, dass wir alle zusammen an Silvester im „All-you-can-Barbeque“-Restaurant essen gehen. Tagelang freute ich mich darauf, weil Barbeque total lecker ist und man laut Christoph in diesem Restaurant auch ausgefallene Dinge versuchen kann, wie z.B. Heuschrecken. Hinterher planten wir einen Besuch in der Karaokebar. Doch wieder einmal kam alles anders, denn an Silvester selbst rief uns Amy zu sich, die Ribana zwei Päckchen von zu Hause überreichte und uns dann verkündete, dass wir mit allen Lehrern der Schule zum Essen im Hotel eingeladen sind. „Na gut, was soll’s,“ dachten wir uns, denn Heuschrecken und Libellenlarven hatten wir schließlich schon in Dali serviert bekommen, dann schauen wir mal, was uns erwartet. Uns erwartete das meiner Meinung nach beste chinesische Essen, was ich in diesem Jahr gegessen hatte. Es gab Gerichte, die wir noch nie zuvor gegessen hatten und alles hat super geschmeckt. Im Fleisch waren weder Knochenstücke, noch Knorpel, Fett oder sonstige Unappetitlichkeiten. Selbst das Gemüse gab es in ungewohnten Variationen, die alle gut waren. Daher war es nicht verwunderlich, dass Ribana und ich zuletzt mit dem Essen aufhörten.

Danach wollten wir eigentlich zu den anderen dazu stoßen, aber es gab einen weiteren Strich durch die Rechnung, denn das gesamte Kollegium war zur Hochzeits-Vorfeier des Sohns eines Englischlehrers eingeladen. Das Ganze sah dann so aus: Die Wohnung war komplett gefüllt mit Majiang-Spiele-Tischen und dann gab es noch ein paar Tische, an denen Trinkspiele gespielt wurden. Der Sohn des Lehrers, der 3 Tage später heiraten sollte, war übrigens nicht da. Glücklich, wie Ribana und ich nun mal sind, wurden wir einem Trinkspieletisch „zugeteilt“ und saßen dort mit dem stellvertretenden Schulleiter, Mister Ma, meinem Nachbarn und 3 weiteren Lehrern. Mister Ma fragte mich, ob wir denn mittlerweile Chinesisch sprechen können und ich sagte ihm, dass wir es verstehen, aber nicht sprechen können. Als ich danach noch einen Satz verstand und mich ins Gespräch einmischte, erzählte er allen etwas, das vom Tonfall her so klang wie „Passt gut auf, was ihr sagt. Die Ausländer verstehen uns“. Mir gefiel das ganz gut und als sich Miss Li, eine der Englischlehrerinnen zu uns setzte, hatten wir sogar eine richtige Übersetzerin. Zum Trinkspiel-Erklären brauchten wir sie zwar nicht, denn die Regeln waren durchaus simpel (… man fordert einen Mitspieler heraus und deckt seine Karte auf. Die Bessere gewinnt…), aber trotzdem ist es immer gut, jemandem Fragen stellen zu können. Mister Mas Verfolgungswahn mir gegenüber wuchs, als er vier Mal am Stück gegen mich verlor und nach dem Trinken einen hochroten Kopf bekam. Er sagte dann den anderen etwas wie: „Passt auf, es bringt böses Unglück, wenn Ihr ihn herausfordert!“ Das gefiel mir übrigens auch ganz gut. Nacheinander verließen sämtliche Lehrer den Tisch, bis am Ende Amy vorbeikam und meinte: „Ich würde sagen, ihr habt gewonnen!“ Das gefiel uns beiden ziemlich gut!

Später mussten wir allerdings noch weitere Runden spielen, aber wir schlugen uns tapfer, obwohl der hochprozentige Reisschnaps, den es gab, wirklich nur schwer zu ertragen war. Viel Spaß hatten wir aber noch mit der Schwester des Gastgebers, die sich uns als Nüwuma vorstellte, was wohl so viel wie „fröhliches Mädchen“ bedeutete. Meinen wieder eingestiegenen Nachbarn nannte sie Nüwupa, was wohl eher negativ gemeint war. Die Situation lässt sich leider nur schwer beschreiben, aber die beiden haben die komplette Feier unterhalten und es war wirklich witzig.

Amy hatte uns übrigens vorher erzählt, dass kurz vor Mitternacht alle Chinesen ins Bad rennen, um sich die Füße zu waschen, denn es bringt Glück, mit sauberen Füßen ins neue Jahr zu treten. Das Schauspiel verpassten wir leider, da wir uns doch noch mit den anderen Freiwilligen vor Mitternacht treffen wollten. Um 24:00 Uhr erreichten wir zusammen mit Luca, Madita, Momme und Nina auf der Fußgängerbrücke über den Nujiang das neue Jahr. Das Feuerwerk fiel zwar spärlich aus, (3 sichtbare Raketen in der gesamten Stadt,) aber wir hatten immerhin ein paar Wunderkerzen, die wir gemeinsam mit dem Rest der Gruppe anzündeten, als sie uns kurz danach auf der Brücke erreichten.

Zusammen gingen wir dann noch ins KTV und trällerten die englischen Lieder, die das Karaokeprogramm zu bieten hatte, auch wenn sämtliche unserer Klassiker fehlten.

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Kommentare: 1
  • #1

    M. Mommsen (Mittwoch, 09 Januar 2013 15:17)

    Ihr musstet ja viel hochprozentigen Schnapps trinken, doch hast du die riesigen Batterien, die etwa zehn Meter neben uns auf der Brücke, ein Feuerwerk an den Himmel schossen nicht bemerkt? Liebe Grüße!

 

 

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